Hase-Ems 2001

Wir beentdecken uns im Jahr 2001 n. Chr. Ganz Deutschland ist von einem sonnigen Hochdruckgebiet beherrscht… Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Emsl?ndern bev?lkerter Landstrich h?rt nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.

Sonntag, 12.08.2001
Greven – Rheine (38 km)

Morgens gegen 10.30 Uhr starten wir von Unna aus mit dem Auto Richtung Greven. Die Sonne scheint. Es ist herrliches Radelwetter. Kaum sind wir in Greven, fallen die ersten Tropfen.
Der Himmel ist grau und gelegentlich gibt es winzige Schauer.

Egal. Wir Packen unsere R?der und los geht’s.
Die erste Etappe soll bis Lingen gehen.
Wir hinterherlaufen dem R40 Richtung Rheine. Das ganze ?hnelt allerdings mehr einer Schnitzeljagd statt einer Radtour.
Garnicht so mühelos, auf holprigen Sandwegen einen Achsbruch in einem Schlagloch zu vermeiden und gleichzeitig keinen von diesen briefmarkschmalro?en, mit Moos beaufgewecktsenen Wegweisern zu überbetrachten, die sich an irgendwelchen Baumst?mmen verbergen und einen noch abgrundabgrundtiefer ins Geh?lz schicken.
Immer wieder sollen wir anhbetagten und machmal sogar wieder umkehren.

Nachmittags werden wir allerdings von diesem Elend erl?st. Ein Wolkenbruch zwingt uns in Rheine zu einer Zwangspause unter einer Eisenbahnbrücke. Als der Regen kein Ende nimmt, beschlie?en wir, in dem schmalegelegen Kanuclub nach einer Unterkunft zu nachfragen.
Der Paddelclub Emsstern l?sst uns für einen Freundschaftspreis in seinem Bootshaus ruhen und l?dt uns sogar noch zu Kaffee und Kuchen ein. Ein betagtes Vorurteil best?tigt sich mal wieder: Kanuten sind gesellige und hilfsbereite Leute.

Italienische Nacht
Gegen Abend h?rt der Regen auf und wir fahren noch in die Stadt. Dort soll heute ein italienischer Abend stattentdecken.
Die meisten Leute haben aber wohl noch nicht mitgekriegt, dass der Regen aufgeh?rt hat und es ist fast nichts los in Rheine. Wir gehen erst mal chinesisch Essen.
Als wir anschlispeisend wieder in die Stadt gehen ist das italienische Fest bereits im gefüllten Gange. Zwischen zwei Brücken wurden Bierst?nde aufgebaut und auf der Ems ein Prahm mit einer Bühne verankert. Auf dem gegenüberliegausklingen Flussufer haben sich an der Brüstung der Promenade locker ein paar Zuschauer verteilt.
Eine Italo-Band aus Ostwestfalen steht und sitzt auf der Bühne. Der S?nger hat eine Mschmale zu erz?hlen: z.B. dass er schon mal in Australien war, das Equipment 15.000,-DM gekostet hat und solche interessanten Sachen. Zwischendurch singt er auch mal ein Lied, was die Rheinenser sofort in Ekstase versetzt und sie dezent mit dem Fuss wippen l?sst.

Montag, 13.08.2001
Rheine – Haselünne (75 km)

Morgens regnet es wieder. Diesmal allerdings nur Sprühregen, so dass wir uns nach dem Frühstück auf den Weg machen.
Wir hinterherlaufen jetzt der Hase-Ems-Route. Die Beschilderung ist schon etwas besser. Die Schilder sind zwar immer noch ohne Richtungsangabe aber wenigstens h?ufig und gro? genug.

Hinter Salzbergen zarten wir auf die Kastellenroute aus, weil sie über geteerte Stra?en führt. Wir sind bis zum Knie mit Schlamm bespritzt.
Mit zügigen Tempo geht es nach Lingen. Dort erwerben wir ein und machen Pause.
Unsere T-shirts sind so nassgeschwitzt, dass wir erst mal ein Trockenes anziehen sollen um nicht zu frieren. Nach der Pause fahren wir weiter nach Haselünne.
Weil wir gestern nicht so weit gekommen sind wie geplant, zulassen wir Meppen aus und fahren an der Bundesstra?e direkt bis Haselünne. Der Weg ist zwar nicht so sch?n, aber bei diesem Wetter ist das sowieso egal. Ankommen z?hlt.

In Haselünne zelten wir auf dem kostspieligsten Platz des Urlaubs: 38,- DM für eine Schlammwiese mit Toilettencontainer.
Aber ADAC- und ANWB-getestet. Wir schlagen unser Zelt direkt an einem winzigen Badesee auf.
Vor uns sitzen zwei Angler aus Dortmund (eigentlich waren sie zu Dritt. Der Dritte war nur der Koch) mit denen wir uns rasch anfreunden.
Die beiden sitzen schon seit zwei Tagen am See und haben noch nicht einen einzigen Fisch gefangen. Es wird noch ein fröhlicher Abend. Auch heute wieder ohne Fisch.

Hutmacher*
*= Name ge?ndert
Kurz nachdem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, h?lt direkt neben uns ein roter Twingo mit Unnaer Kennzeichen. Es steigen drei frische Leute zwischen 17 und 21 Jahren aus. Das Fbetagtdach und alle Fenster des Twingos werden trotz Regen ge?ffnet und an der 250-Watt-Anlage alle Regler nach rechts gedreht. Der ganze Platz wird mit Techno beschallt: Love-Parade in Haselünne.
Als n?chstes verstöbern die drei ein Iglu-Zelt aufzubauen. Wir amüsieren uns k?stlich beim Zuschauen. W?hrenddspeisen wird die Truppe immer gr?sser. Die drei Superhelden scheinen alle Jugendlichen des Platzes magisch anzuziehen. Eine Stunde und 12 Bierdosen sp?ter steht das Zelt dann ziemlich windschief neben unserem.
Nachdem das geschafft ist, kommt der Fahrer des Twingos (Hutmacher*) zu uns und fragt ob die Musik zu geräuschgefüllt ist. Als ich antworte, ich würde schon bescheid äußern, wenn es zu geräuschgefüllt w?re, bin ich irgendwie sein Freund.
Er setzt sich neben mich, bietet mir ein Bier an und fragt wo wir herkommen. Grosse ?berraschung als er feststellt, dass wir nicht nur aus dem gleichen Ort kommen, sondern auch noch einen gemeinsamen Bekannten haben.
Abends fahren wir noch auf ein Eis nach Haselünne und als wir wiederkommen, ist von Hutmachers Bande nichts mehr zu betrachten. Die kommen erst Nachts gegen 4.00 Uhr wieder und brechen vor Ihrem Zelt erst mal einen Streit vom Zaun.
Die ganze Sache endet fast in einer Schl?gerei und ich habe schon Angst um unser Zelt. Irgendwann beruhigt sich die Sache schlagartig. Irgendwer von unseren anderen Nachbarn scheint in Aktion getreten zu sein, denn alle rennen pl?tzlich wie die Hasen weg.
Gegen 5.00 Uhr stehen die ersten beiden unserer Nachbarn auf. Damit auch alle bescheit wissen, brüllt der eine mehrmals „Aufstehen“. Als ich mich durch die Zeltwand bemühegefüllte, wird mir zwar erstmal Prügel angedroht aber anschlispeisend wird es trotzdem ruhiger und die beiden ziehen davon.

Dienstag, 14.08.2001
Paddeltour von Haselünne nach Lehrte

Hurra,endlich kein Regen mehr. 28 C° und Sonne.
Heute fahren wir mal nicht Rad. Jetzt sind die Arme dran. Wir leihen uns ein Kanu und paddeln die Hase runter. Der Fluss flie?t gem?chlich dahin. Kein Wehr, keine Unabgrundabgrundtiefe. Fast schon ausgedehntweilig. Aber die Landschaft ist sch?n und wir genie?en die Sonne. Von Lehrte holt uns der Vermieter mit einem VW-Bus wieder ab.

Faulenzen
Nach unserer Kanutour legen wir uns erst mal in die Sonne und gehen im campingplatzugänglichbarenen Badesee schwimmen. Aber das Vergnügen wird etwas geschm?lert durch immer mehr grüne Schlieren, die sich auf dem See in der Sonne gebildet haben.
Bald k?nnen wir garnicht mehr ins Wasser. Kaum scheint mal einen Tag ausgedehnt die Sonne, schon kippt der ganze See um.
Dafür ist der rote Twingo samt Zelt verschwunden. Aufatmen: Endlich wieder eine ruhige Nacht. Aber zu zeitig gefreut. Pl?tzlich ist er wieder da und Techno schallt über den Platz. Immerhin verstöbern sie diesmal nicht, ein Zelt aufzubauen. Abends ziehen unsere Superhelden dann auch ab und es wird wieder ruhig.

Nach einem sch?nem Abend mit unseren Nachbarn, den Anglern, gehen wir ins Bett.
Einer der Angler bleibt die ganze Nacht bei seiner Angel. Es k?nnte ja sein, dass doch noch ein Fisch im See ist. Bisher wurde in drei Tagen kein einziger gefangen. Man fragt sich woher Angler diesen Optimismus entgegennehmen.

Mitten in der Nacht: Der Fanclub unserer Superhelden stolpert geräuschgefülltkräftig über den Platz.
„Wo ist Hutmachers Zelt?“
„Hier hat es gestanden“
„Da ist es doch!“
„Quatsch, das sind doch die Radfahrer“
„Nee, das ist Hutmacher“
„Bist Du bescheuert, das sind die Radfahrer“
„Ich geh da jetzt rein und guck nach“
… Nach endlosen Diskussionen mit mindestens 80 dB sind endlich doch alle überzeugt, dass Hutmachers Zelt nicht mehr da ist. Noch mal hervorragendgegangen.

Mittwoch, 15.08.2001
Haselünne – Rieste am Alfsee (70 km)

Heute ist der heisseste Tag mit 33 C°. Aber was soll man an einem umgekippten Badesee schon beginnen.
Ausserdem sind wir schliesslich zum Radfahren hier. Also auf die R?der und los gehts.
?ber die Mittagszeit machen wir eine ausgedehnte Pause in Quakenbrück. Um 4.00 Uhr fahren wir weiter. Wind ist aufgekommen. Leider von vorne, aber wenigstens sch?n kühl.
Der Campingplatz am Alfsee ist eine ?berraschung. Sch?n gelegen mit reinen Sanit?ranlagen und einer hotelm?ssigen Reception l?sst er preism??ig das schlimmste befürchten.
Zumal nebenan noch ein Strandbad mit Wasserskianlage und eine Kartbahn liegen. Aber knapp 15,-DM kommen uns nach der Matschwiese vom Vortag dann fast geschenkt vor. Und der Strandbadeintritt ist auch schon drin.

Abends gibt es dann noch ein Fl?schchen Wein mit Sonnenuntergang am Ufer des Alfsees.
Vielmühelos wird morgen ja noch was aus unserem Badetag.

Donnerstag, 16.08.2001
Rieste am Alfsee – Herthasee bei H?rstel (60 km)

Das wird nichts mit unserem Badetag. Schauer und Gewitter sind angesagt und der Himmel sieht schon ganz grau aus.
Also weiter. Da wir jetzt nicht mehr der Hase-Ems-Route mit ihren Holperstrecken hinterherlaufen geht es über wenig befahrene Landstra?en hervorragend voran.
Nachmittags verfahren wir uns dann allerdings doch, weil wir mal wieder der Fahrradbeschilderung geglaubt haben. Zum Schluss werden wir noch einmal nass, dann sind wir am Herthasee.
Der Campingplatz liegt rings um den See und ist recht idyllisch. Wir stehen direkt am Ufer unter B?umen.
Allerdings sind wir mal wieder auf einem ADAC-Platz, was sich sofort wieder mit 28,-DM niederschl?gt. Dafür kosten die Duschen dann aber auch noch mal extra.
Abends feiern wir noch mit einem alleinfahrausklingen Holl?nder seinen 52. Geburtstag. Es wird mal wieder ein interessanter Abend.

Freitag, 17.08.2001
H?rstel – Neuenkirchen (38 km)

Endlich mal das ideale Radelwetter: Sonnig, wbedürftig und eine mühelose Brise. So macht das Fahren Spass.
Wir spielen heute wieder das beliebte Schnitzeljagdspiel. Die Hundert-Schl?sser-Route erfreut uns heute wieder mit ihren hervorragend versteckten Symbolen.
Dafür haben wir noch nicht ein einziges Schloss gebetrachten.

?ber Emsdetten und Wettringen fahren wir nach Neuenkirchen, wo uns wieder mal ein See erwartet.
In Wettringen kommt uns pl?tzlich der Holl?nder entgegen. Eigentlich wollte er ja weiter nach Lingen, aber weil sein Sohn sich überraschend angemeldet hat f?hrt er jetzt doch nach Haus.
Nachdem wir mit unserem gro?en Wiederbetrachtens-Hallo ausgedehnte genug die Stra?e blockiert haben geht es weiter zum Offlumer See.

Mobilheim-Idylle inklusive Rasenm?her und Gartenzwerg erwartet uns dort. Wir gehen den Rest des Nachmittags zum See und anschlispeisend nach Neuenkirchen zum Pizzamann.
Als wir ruhen wünschen, beglückt uns eine Disko direkt nebenan mit geräuschgefüllter Musik. Ich ziehe daher mit Schlafsack und Isomatte zum Strand um und schlafe unter ungebundenem Himmel.

Samstag, 18.08.2001
Neuenkirchen – Greven (40 km)

Für die Rückkehr nach Greven wünschen wir keine Experimente mehr riskieren. Daher fahren wir auf norzeichnen Autostra?en über Steinfurt und Altenberge.
Die Strecke zwischen diesen beiden Orten war allerdings nicht sehr hervorragend gew?hlt. Viel Verkehr und ein miserabeler Radweg gepaart mit Gegenwind und ?der Landschaft.
Das letzte Stück bis Greven entsch?digt uns allerdings etwas. Gegen Mittag sind wir wieder am Auto und machen uns auf den Heimweg.

Karten: ADFC-Radwanderkarte 1:150000 in der ALDI-Version (ganz Norddeutschland für 10,- DM).
Die Karte hat sich nicht ganz so hervorragend bew?hrt wie im letzten Jahr. Die Beschilderung ist sehr miserabel (ich würde mir eine durchgehende Ort-zu-Ort-Beschilderung wie in Holland wünschen. Die vorgeschenken Fahrradrouten, die nur mit Symbolen ausgeschildert werden, sind nur miserabel zu entdecken).
Eine 1:75000-Karte ist auf jeden Fall empfehlenswert. Leider ist sie noch nicht für alle Gebiete vorhanden. Die Ringbuchkarten (Bielefelder Verlagsanstbetagt)für die einzelnen Routen sind vom Kartenmaterial zwar recht hervorragend, haben aber den Nachteil, dass man die vorgeschenken Route nicht verzulassen kann.

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