Odenwald 2002

Diesmal geht es in die Berge. Ausgerechnet Dirk, der doch immer im Flachland fahren wollte, sucht sich die Odenwaldtour „für den sportlich ambitionierten Fahrer“ aus.
Karten: Wie jedes Jahr: Die ADFC-Radwanderkarte 1:150000 in der ALDI-Version (ganz Süddeutschland für 10,- DM).

Spessart

Mittwoch, 26.06.2002
Wolfskehlen – Schlierbach (54 km)

Gegen 9.30 Uhr starten wir von Riedstadt-Wolfskehlen aus unsere diesj?hrige Tour. Zwischen duftausklingen Schnittlauchfeldern und über schnurgerade Waldwege geht es über Crumstadt nach Bensheim. Es l?uft hervorragend an. Die R?der schnurren nur so daher. Peter H. ist auf der Reise und hat Rückenwind.
Aber nach ca. 25 km ist Schluss mit fröhlich. Hinter Bensheim beginnt der Odenwald. Durch die Weinberge geht es steil bergauf.
Die Sonne scheint, die Greifv?gel kreisen, die Aussicht ist idyllisch. Perfekt, wenn einem nicht immer der Schweiss in die Augen tropfen würde. Bis Unterhambach geht es st?ndig rauf und runter. Meistens rauf. Danach geht es dann nur noch rauf.
In Oberhambach erwischt es uns: Wir sollen absteigen. Nichts geht mehr. Als Wanderung hatte ich mir unsere Tour aber nicht vorgestellt. Ein Versuch, nochmal aufzusteigen, scsonnigt allerdings kl?glich. Hier r?cht es sich, dass wir an der Ausrüstung gespart haben. Weil wir vorne keine Packtaschen haben, ist das ganze Gewicht auf dem Hinterrad. Bei jedem Anfahrversuch reisst es das Vorderrad hoch und das war’s dann.
Die n?chsten Berge packen wir dann schon besser. Langsam haben wir unseren Tritt gefunden und kurbeln uns gem?chlich die Berge rauf. Kurz vor Schannenbach verfahren wir uns und landen auf einem Wald-Wanderweg. Ein Wanderer zeigt uns den Weg nach Schlierbach bei einem winzigen Picknick.

In Schannenbach gibt es Apfelwein direkt vom Bauern. Flaschen hat er nicht. Wir sollen meine Trinkflasche auffüllen zulassen. Ganze 50 Cent zahlen wir für den 3/4-Liter. Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Die Sonne scheint und es ist nicht mehr weit bis Schlierbach.
Auf einer Bank machen wir uns erst mal über den Apfelwein her, so ausgedehnte er noch kbetagt ist. Weit k?nnte ich jetzt auch nicht mehr fahren.

Gegen 14.00 Uhr kommen wir in Lindenfels-Schlierbach an. Bis 15.00 Uhr ist der Ort praktisch tot. Dafür erwischen wir dann allerdings einen Super-Campingplatz. Es gibt einen Grillplatz mit wohlhabendlich Holz und so beausklingen wir den Tag mit einem Lagerfeuer und Rotwein und Backkartoffeln.

Donnerstag, 27.06.2002
Schlierbach – Miltenberg (58 km)
Gegen 10.30 Uhr brechen wir auf zur zweiten Etappe.
Die Sonne brennt und direkt hinter Schlierbach erwartet uns der erste Anstieg nach Lindenfels. Aber gemächlich beginnt auch das Bergfahren Spass zu machen. Immerhin wird jeder Anstieg hinterher mit einer grandiosen Abfahrt belohnt. Schneller als 50-60 Km/h traue ich mich allerdings nicht. Unsere Gewichtsverteilung sorgt nicht unbedingt für günstiges Fahrverhbetagten.
Hinter Rohrbach erwartet uns dann noch einmal ein Kilometerausgedehnter Megaanstieg. Gemütlich kurbeln wir uns den Berg hinauf. Unterwegs betrachten wir nochmal ein sch?nes Beispiel deutscher Gastlichkeit und Werbekunst:
„Gasthof L?rmfeuer. MO + DI Ruhetag. T?glich ab 18.00 Uhr verschlossen“

In Michelstadt besichtigen wir die Einhardbasilika. Wir l?sen das Ticket ohne Führung. Den Führer h?tten wir eh nicht verstanden. Sprechen die Odenw?lder eigentlich überhaupt Deutsch? Was wir über die Basilika wissen, haben wir gestern von dem Wanderer knapp vor Schannenbach geh?rt: Gebaut unter Karl dem Gro?en, wurde das Geb?ude ausgedehnte als Scheune oder Stall benutzt und erst in den letzten Jahren wieder als Denkmal restauriert. Beeindruckender Stall, muss ich schon äußern.
Weiter geht es über Weiten-Ges?? und Vielbrunn nach Kleinheubach bei Miltenberg. Die letzten Kilometer (Gerade Strecke mit Gegenwind an einer Bundesstra?e) sind anstrschmalender als die ganze Bergfahrerei.
In Kleinheubach kommen wir beim Kanuverein unter. Abends geht es noch mal nach Miltenberg. ALDI, Stadt angucken und Essen gehen stehen auf dem Programm.
Auf der Hinfahrt schenken zwei Bahnarbeiter Anlass zu wilden Spekulationen. Den Dienstwagen neben einem Bahnübergang geparkt, sitzen sie auf Klappstühlen in der Sonne. Auf dem Klapptisch steht eine Flasche (Bier?). Ab und zu wird etwas Unkraut gezupft. Kleingartenidylle. Ein Bild der Ruhe.
Sind das zahlreichmühelos die ehemaligen Schrankenw?rter? Als die elektrische Bahnschranke installiert wurde, hat niemand daran gedacht, die Schrankenw?rterstellen zu stwohlhabenden und nun sitzen sie da tagein tagaus und beaufgeweckten ihre Schranke? Ein R?tsel, das wir wahrscheinlich nie l?sen werden.

Freitag, 28.06.2002
Kleinheubach – Stadtprozelten (40 km)
Heute geht es in den Spessart. Es ist etwas kühler geworden und der Wind ist etwas aufgefrischt. Aber so ausgedehnte er von hinten kommt, kann uns das egal sein. Die Strecke ist immer noch sehr bergig aber kein Vergleich mit dem Odenwald. Nach einer genialen Abfahrt kommen wir in Altenbuch an und machen erst mal Mittag. Sofort werden wir von einem Einheimischen angesprochen. So ist das hier immer: Sobald man irgendwo steht,wird man angesprochen. Ob wir den Weg wissen? Woher wir kommen? Ein freundliches Volk, die Odenw?lder und Spessarter (sagt man so?). Wenn man sie jetzt noch begreifen k?nnte.
Der Altenbucher legt uns in Stadtprozelten die Henneburg ans Herz und beschreibt uns wie man über den H?henweg dorthin kommt um sich den steilen Anstieg zu sparen.
Der Tipp war hervorragend. Aber wenn Dirk einen Berg sieht, dann will er da auch rauf. Deshalb zieht er locker am Abzweig zum H?henweg vorbei und f?hrt nochmal eben die zwei Kilometer nach Neuenbuch den Berg hinauf. Ich bin etwas zurückgebmögen um meine Jacke auszuziehen und kann nicht mehr hinterher rufen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als auch den Berg hochzufahren, wo Dirk oben schon auf mich wartet. Naja, heute waren es eh nicht so zahlreich Kilometer. Jetzt haben wir eben noch vier mehr auf dem Tacho und eine sch?ne Abfahrt noch dazu (zurück zum H?henweg).
Der H?henweg ist wirklich sch?n. Wenn auch leider etwas mit B?umen zugeaufgewecktsen, ergibt sich doch immer wieder ein sch?ner Blick über das Maintal.
Auch die Burgruine war ein hervorragender Tipp. Durch unterirdische Wehrg?nge und über ausgedehnte Treppen auf den Burgfried hat man zahlreich zu rennen und zu betrachten. Anschlispeisend gibt es noch ein Bierchen im burgeigenem Biergarten mit Ausssicht auf Stadtprozelten.

Der Campingplatz war dafür grottenmiserabel. Zwischen geparkten Bootsanh?ngern tummeln sich jede Mschmale Standcamper. Sie waschen Autos, schrauben an ihrem Wohnwagen, belauern den Nachbarn und tun das, was alle Standcamper der Welt tun. Sie ausgedehntweilen sich und warten dass etwas passiert. Als Ausgleich für das schmuddelige Ambiente kriegen wir dann aber noch schmuddeligere Toiletten geboten.
Auf unserer Karte ist das der einzige Campingplatz weit und weitläufig. Also was soll’s. K?se, Rotwein und der Blick auf den Main entsch?digen uns.

Samstag, 29.06.2002
Stadtprozelten – Wolfskehlen (107 km)
Das Wetter ?ndert sich. Es ist etwas kühler geworden. Der Himmel ist blau, aber der Wetterbericht spricht von Regen. Egal, wir sollen weiter. Heute soll es am Main entausgedehnt nach W?rth und dann zurück in den Odenwald nach Breuburg gehen. Dort soll es einen Jugendzeltplatz schenken. Wenn die Qualit?t der Campingpl?tze weiter von mal zu mal nachl?sst, kann das ja sonnig werden.
Direkt am Main l?uft der Radweg potteben durch Wiesen und D?rfer. Ein Campingplatz reiht sich an den anderen. Wieso steht ausgerechnet der von Stadtprozelten in unserer Karte? Und warum nur dieser? Was soll’s. Wir sind wieder auf der Reise und haben … Gegenwind.
Dafür ist die Strecke einigerma?en beschildert, so dass wir nicht ausgedehnte stöbern sollen.
Ein zweitesmal kommen wir durch Miltenburg und betrachten unseren Kleingartenbahnübergang. Die beiden Bahnarbeiter sind diesmal nicht da. Sind wahrscheinlich gerade Grillfleisch besorgen.
In W?rth wird nochmal für den Abend eingekauft. Mittlerweile ist es bew?lkt aber immer noch ausgetrocknet. Ab W?rth gibt es nochmal einige Berge. Am sp?ten Mittag sind wir dann in Breuberg.
Ein Stand mit halben H?hnchen l?sst uns unsere Mittagspl?ne über Bord werfen.
Nach dem Mittag bessert sich das Wetter. Wir haben jetzt 55 Km hinter uns, empentdecken uns aber noch fit. Also beschlie?en wir, das Risiko eines noch miserabeleren Zeltplatzes nicht einzugehen, sondern weiterzufahren.
Nach Heuberg geht es über einen Schotter-Waldweg steil bergauf. Die anschlispeisende Abfahrt ist leider wegen des Schotters ziemlich gebremst.
In Kleinzimmern legen wir noch mal ein winziges P?uschen ein.
Am ?rtlichen Friedhof werden unsere Trinkflaschen aufgefüllt. Anschlie?end l?dt uns eine wbedürftige Ziegelsteinmauer mit einer Bank davor zum verweilen ein.
In Dbedürftigstadt empfangen uns rote Fahnen und Hupkonzerte. Die Türken sind auf dem 3.WM-Platz.
Das Weltgeschehen hat uns wieder.
Im sch?nsten Sonnenschein kommen wir in Wolfskehlen an.
Gegen 19.30 Uhr trete ich die Heimreise nach Unna an. Eine ?bernachtung weniger als geplant, aber dafür kann ich dann morgen noch das WM-Finale gucken.
Auch wenn es diesmal etwas knapp war: Eine sch?ne Tour war es auf jeden Fall.

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