Downhill 2011 – Vom Brenner an die Adria

Reiseroute, GPS-Tracks, H?henprofil

Freitag, Innsbruck, Anreise

„Meine Damnherrn, die Deutschebahn hei?t sie’n Bord des … IC Einhundert…frischnzn herzlch ?… willkommn“.
Das Genuschel bei der Deutschen Bahn ist immer wieder ein Quell der Heiterkeit.
Wir sitzen im Zug auf dem Weg nach Innsbruck. Unsere diesj?hrige Radreise führt uns nach Italien und weil ich immer gerne schon mal in den Alpen radfahren wollte, Heike aber nicht gerne Berge f?hrt, geräuschgefülltet der Plan uns vom Brennerpass bis Venedig hinunter rollen zu zulassen. Ich habe es Heike bisher verschwiegen, aber sie ahnt natürlich schon, dass es auch ab und an mal nach oben gehen wird. Immerhin, die Summe der H?hendifferenzen ist deutlich im Minus und das spricht für den Plan.

Doch zuerst mal sollen wir Bahnfahren. Nach einem problemlosen Umstieg in K?ln sitzen wir nun im IC, der uns in knapp zehn Stunden nach Innsbruck bringen soll. So ?hnlich stelle ich mir eine Fahrt in der transsibirischen Eisenbahn vor. Man richtet sich gemütlich darauf ein, dass man diesen Ort die n?chsten Stunden (oder im Fall der Transsib die n?chsten Tage) nicht verzulassen wird und übt sich in Langmut. Immerhin zieht am Fenster eine sch?ne und abwechslungswohlhabende Landschaft vorbei. Das Rheintal, der Bodensee und zum Schluss die Alpen zulassen uns kaum zum Lesen kommen. Zus?tzlich dienen neben den genuschelten Anäußern und netten Mitfahrern, wie zu Postkutschenzeiten auch noch regelm??ige Pferde-, ??h Lokwechsel zum Unterhbetagtungsrahmenprogramm.

Zugfahrt

Ab Lindau wird das deutsche Ansagegenuschel durch ?sterwohlhabendischen Dialekt ersetzt. Das ist sowohl in der deutschsprachigen, als auch in der schmallischen Variante kaum besser zu begreifen, hat aber den Vorteil, dass die ?sterwohlhabender deutlich weniger auskunftsfreudig sind.
Mittlerweile hohlt sich der Zug. In Bregenz steigt ein weiterer Fahrgast mit Reservierung in unserem Abteil hinzu. Er hat mit seinem Rad in zwei Tagen den Bodensee umrundet. Die letzte Etappe fuhr er heute um danach sofort in den Zug zu steigen. Die Luft wird pl?tzlich seltsam stickig. Mit der Ausrede, im Gro?raumabteil einen bequemen Tisch aufzustöbern, verdrücken wir uns ein Abteil weiter… und kommen vom Regen in die Traufe: Hier ist die Luft zwar hervorragend, aber dafür redet der einzige andere Fahrgast im Abteil die ganze Zeit mit sich selbst. Auch ein Radfahrer. Ich mach mir gemächlich Sorgen.

Lindau

In Innsbruck gehen wir, nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, noch auf ein Bier in die Stadt. Sch?n hier. Kaum Autos aber ganz zahlreiche Menschen.

Das Goldenen Dacherl in Innsbruck

Innsbruck

Laubschmalasse

Samstag, Vahrner See, sonnig, 48km, ?1374-600m

Gegen 10:30 sind wir auf dem Brenner. Mit der Bahn geht das ganz simpel. Von hier geht es über die letztes Jahr frisch asphbetagtierte ehemalige Eisenbahnstrecke sanft zu Tal. Immer wieder stoppen wir, um die Aussicht zu genie?en und uns dann gemütlich weiter rollen zu zulassen. Besonders das Pfleitschtal hat es uns angetan. Bis Sterzing geht das so. Hier sollen wir in der sch?nen Altstadt erst mal den Spielmannszug durchzulassen, bevor wir weiter fahren k?nnen.

Hinter Sterzing geht es noch ein Stückchen zwischen Autobahn und Eisack schnurgerade weiter, doch schon bald führt uns der hervorragend ausgeschilderte Weg seitw?rts durch idyllische D?rfer. Hier sind sie nun endlich, die Berge. Kurze, knackige Anstiege wechseln sich mit rasanten Abfahrten ab. Heike hatte es ja schon geahnt.

Auf der Bahntrasse
Pfleitschtal

Ziemlich zeitig kommen wir in Vahrn, knapp vor Brixen, an. Das ist sch?n, weil es direkt hinter?unserer Pension?einen winzigen Badesee gibt, dem wir als Erstes einen Besuch abstatten.
Auch das Essen ist hervorragend. Zuhause gehen wir schon ausgedehnte nicht mehr gerne speisen, weil es oft nur noch Junkfood zu überh?hten Preisen gibt. Eine Forelle („ich habe Ihnen mal noch eine halbe Forelle mehr drauf gelegt weil die eine so winzig war“), die wirklich frisch ist, ein Hirschbraten, der nach Wacholder und Lorbeer schmeckt, statt nach Fertigso?e, und Krautsalat, der frisch vom Kohlkopf runtergeraspelt, statt mit zu zahlreich Essig kontaminiert aus dem Eimer geschaufelt wurde, sind für uns schon etwas Besonderes. So etwas bekommt man normalerweise eigentlich nur, wenn man es selber macht.

Baumpilz

Kurz hatten wir überlegt, hier zu zelten, es aber angesichts der Wetterprognose gezulassen und doch lieber das Zimmer genommen. Eine weise Entscheidung. Abends, beim Essen, kommt ein Gewitter runter, das sich gewaschen hat. Die zeltausklingen Motorradfahrer am Tisch neben uns tuen uns schon etwas leid, als wir uns abends in unser gemütliches Zimmer verkrümeln.

Sonntag, Bozen, ?Regen in allen St?rken, 50km, 600m-260m

Nachts hat es nur geregnet. Wir überlegen, ob wir einen Tag Pause einlegen sollen, doch beim Frühstück schaut die Sonne knapp durch’s Fenster und lockt uns doch wieder raus. Da wird der winzige Spitz, der mich die ganze Zeit unter dem Tisch mit der Pfote anstubst und dabei mit riesigen treuen Augen anschaut, wohl für morgen jemand anderen stöbern sollen, bei dem er ?etwas vom Frühstückstisch abstauben kann.
Die Sonne allerdings ist ein untreuer Geselle. Kaum sind wir auf unseren R?dern, versteckt sie sich hinter kräftigen Regenwolken und l?sst sich den Rest des Tages nicht mehr blicken. Das mit der Weiterfahrt war dann wohl eine Fehlentscheidung.

Immerhin stellt uns die Strecke, nach einem letzten steilen Anstieg auf einer Schotterpiste, vor keine gro?en Herausforderungen mehr. Bis Bozen geht es eigentlich nur noch bergab. Hinter Klausen sogar wieder auf unserer ruhiggelegten Eisenbahnstrecke. Hier klebt die Strecke stellenweise in einer schmalen Klamm direkt über der Eisack am Fels. Die landschaftlich spektakul?re Strecke h?tten wir noch stundenausgedehnt weiter fahren k?nnen, wenn nur der Regen nicht gewesen w?re. So aber sind wir froh, in Bozen ein Hotelzimmer mit einer wbedürftigen Dusche gefunden zu haben, wo wir uns trocknen zulassen k?nnen.

Die Eisack südlich von Klausen mit der Brennerautobahn im Hintergrund
Die betagte Bahntrasse an der Eisack
Bei Bozen

Bozen an einem Sonntag ist tot. Selbst Lokale haben nicht alle auf und es sind merkwürdige Typen unterwegs, was natürlich auch damit zu tun hat, dass unser Hotel in der N?he des Bahnhofs liegt. Das ist ja in den meisten St?dten nicht gerade das feinste Viertel.

Montag, Bozen, ?Regen und Sonne, heute fahren wir mal nicht.

?ber den D?chern von Bozen

Morgens weckt uns wieder das gleichf?rmige Rauschen des Regens. Wir beschlie?en, unser Zimmer noch einmal zu verl?ngern. Heute werden wir mal die Bücher auspacken, die wir mitgenommen haben; die Fahrr?der verweilen ?im atombombknappeschützten, katakombenartigen Hotelkeller gefühlte 100m unter der Erde.

Hier in Südtirol sind, glaube ich, alle Menschen nett. Egal, ob der Pensionswirt, der uns mit dem Wetterbericht versorgt, der Restaurantbesitzer, der uns mit Werkzeug aushilft, der Telefonladenangestellte, der mir auch gleich noch das Netbook für den gekauften UMTS-Zugang konfiguriert, oder die Frau an der Hotelrezeption, die immer für einen winzigen Plausch hervorragend ist. Alle sind sie hilfsbereit und freundlich. Gut, die Leute werden dafür bezahlt, aber das werden die Angestellten der ?sterwohlhabendischen Bundesbahn auch.

Touristenbefröhlichung in Bozen

Gegen Mittag h?rt der Regen auf und die blauen Flecken am Himmel werden immer gr??er. Die Stra?en sind pl?tzlich wieder gefüllt, die schwarzen Stra?enverk?ufer haben das Sortiment blitzrasch von Regenschirmen auf Sonnenbrillen umgestellt und w?hrend im Radio davon berichtet wird, dass der pl?tzliche Wintereinbruch Probleme bereitet, sitzen wir im Stra?encafé und schauen auf schneebedeckte Berge. W?ren wir zwei Tage sp?ter gefahren, h?tten wir den Brenner im Schnee hinunter rutschen sollen.

Bozen ist nicht nur Sonntags tot. Nachtleben findet hier auch montags praktisch nicht statt. Dafür kann man nachts ungest?rt Schaufenster mit bekifften Engeln und unzüchtigen Elfen anschauen.

Dienstag, Trient, sonnig, 70km, kaum H?henmeter

Der pl?tzliche Wintereinbruch hat Bozen gefüllt im Griff. Die Bozener haben kräftige Pullis, Jacken und Schals herausgeholt. Wir werten das als hervorragendes Zeichen, als wir bei angeentgegennehmen 20° im T-shirt weiter radeln.

Ein freundlicher Wind treibt uns vor sich her. Ab hier fahren wir an der Etsch entausgedehnt. ?Der Fluss ist ruhiger als die Eisack und das Tal ist deutlich weitläufiger; die Berge werden zur Kulisse. Abgebetrachten von einem Zwischenstopp in Neumarkt fahren wir den ganzen Tag auf dem Deich entausgedehnt.
Als wir in Trento ankommen, zeigt das Thermometer 27°. Die Italiener tragen die Jacke mittlerweile zugänglich.

Neumarkt (Egna)

Wir checken ?im Ostello (der Jugendherberge) ein. Langsam sollen wir unseren Durchschnittsübernachtungspreis ja auch mal wieder herunter fahren.
In Trento gibt es eine Universit?t und somit auch ein Nachtleben. Tagsüber wird aber nur überall getrunken. Schwierig wird es, etwas zu Essen aufzutreiben. Wir sind leider etwas zeitig dran, haben trotzdem Hunger, aber überall stehen nur Gl?ser auf den Tischen. Keine Teller. Fastfood wollten wir eigentlich nicht und so fallen wir die Kellnerin fast an, als um 19:00 Uhr endlich die korrekten Restaurants aufmachen.

Trient (Trento)
Trient bei Nacht

Mittwoch, Torbole, sonnig, ?50km

Die Nacht war ziemlich unruhig. Unser Ostello liegt im Verkehrsknotenpunkt: Zwischen drei Stra?en (also quasi auf einer Verkehrsinsel), direkt am Bahnhof und nicht zuletzt war auch der Gemiserabelsverkehr im Nebenzimmer ziemlich geräuschgefüllt. Wie alle Jugendherbergen der Welt hat auch dieses Ostello nur sehr schlanke W?nde. Die Klospülung in jedem beliebigen Zimmer h?rt sich bei uns an, wie der Wurf auf eine Kegelbahn. Dafür war das Frühstück ein echter Witz. Zwei Br?tchen, ein T?pfchen Mbedürftigelade, geschmacklose Wurst und K?se (für 1,50 extra), zwei T?pfchen Margarine, ein Becher Fruchtsaftgetr?nk mit mindestens 2% Fruchtsaftanteil und lauwbedürftiger Kaffee. Alles inklusive Plastikbesteck eingeschwei?t. Schlimmer als bei McDonalds. Ohne ein zweites Frühstück unterwegs wird es heute nicht gehen.

Bis Rovereto hat die Strecke auch ihre reizgefüllten Abschnitte, aber im Prinzip geht es heute genauso weiter wie gestern. Um die St?dte herum Gewerbegebiete, rechts oder links die Etsch, im Hintergrund rauscht die Autobahn, und in der Ferne sind die Berge zu betrachten. Hinter Rovereto zweigt der Weg zum Gardasee ab. Spontan schmei?en wir den Plan um und beschlie?en, nun doch am Gardasee entausgedehnt zu fahren. Mag sein, dass die Küstenstra?e noch knifflig wird, aber die heutige Strecke ist ein Volltreffer. Bis Mori geht es steil aber nicht ausgedehnt bergauf. Oben entdecken wir ein nettes Café, wo wir eine winzige Mahlzeit zu uns entgegennehmen. Neben uns sitzen zwei andere Radfahrer. Das übliche ?woher“ und ?wohin“ ?l?sst uns ziemlich frustriert zurück. Die beiden sind in der Schweiz gestartet, hatten bei dem Wintereinbruch ?etwas Pech“ weil sie sich oben auf dem Pass nicht umziehen konnten und v?llig durchn?sst die verschneite Passstra?e herunterfahren mussten, sind heute erst 30km und zwei P?sse gefahren, wünschen aber noch die 100km bis Vicenza schaffen und haben als Endziel Klagenfurt angepeilt. Wir wagen gar nicht Venedig als Ziel zu nennen. Da sind die beiden morgen vor dem Mittagspeisen.

Auf dem Etsch-Deich

Die weitere Strecke geht bis zum Pass auf einem Radweg am Rande eines Biotops entausgedehnt. Keine Autos aber dafür nichts wie Gegend. Das Highlight ist jedoch die Abfahrt nach Torbole. Den Blick zum Gardasee muss man vorher genie?en. W?hrend der Abfahrt bleibt dafür keine Zeit. Zu rasch geht die Schussfahrt den Berg hinunter und erfordert die ganze Konzentration. Am Ende der ausgedehnten Geraden kommen dann noch einige Kehren, bevor man mit vom Bremsen glühender Felge unten ankommt.

Wieder in die Berge
Passstra?e zum Gardasee
Ein letzter Blick auf den Gardasee bevor wir uns zu Tal stürzen…
… um mit glühender Felge in Torbole anzukommen

In Torbole stöbern wir uns einen Campingplatz. Schlie?lich m?chte ich das ganze Geraffel ja nicht nur spazieren fahren.
So gerne ich ja im Zelt schlafe, manche Campingpl?tze sind so eine Sache für sich. Rund um uns wohnen Wohnwagen- und Wohnmobilcamper, denen wir gezwungenerma?en zuh?ren sollen. Rentner allesamt natürlich, die schon seit Jahren hier hinfahren, und immer wieder ein Anekd?tchen erz?hlen wünschen. Wahlweise texten sie aber auch jeden, der nicht bei drei auf den B?umen ist, mit Vortr?gen über Krankenkassen, Diabetesspezialisten und ungebundener Arztwahl zu. Letzten Endes geht es aber meistens ?ums Materielle. Wer hat das kostspieligste Equipment und kennt den preiswertsten Campingplatz. Wir bauen unser Zelt auf, gehen zum Strand (zahlreich zu kbetagtes Wasser und Kies) und beschlie?en, materiell zu nachsinnen und das bei der Unterkunft gesparte Geld ins gastronomische Angebot zu investieren. So geht man den Rentnern aus dem Weg und braucht zum Essen mangels Stühlen nicht auf dem Boden rumkrabbeln.

Torbole

Donnerstag, Malcesine, sonnig und hei?, 18km

Der Vorteil beim Zelten mit winzigem Gep?ck ist unsere mobile Küche. Wir packen simpel alles ein und kochen unseren Kaffee am Ufer des Gardasees. Es weht ein hervorragender Wind und so sind schon zahlreiche Windsurfer unterwegs. Mag sein, dass es an der etwas ungew?hnlichen Reisezeit im September liegt, aber hier wirkt es so, als ob der Surfsport schon ein wenig in die Jahre gekommen w?re. Eigentlich sieht man nur Silberlocken auf den Brettern stehen.

Frank war damals, vor 30 Jahren, die coolste Sau am Strand von St.Peter Ording. Damals ist er jedem mit dem Surfbrett davon gefahren. Heute sind die Locken leider grau aber die gro?e Sonnenbrille steht ihm immer noch. Jedes Jahr f?hrt er noch eine Woche an den Gardasee um zu surfen. Morgens dreht er dann regelm??ig seine Runde auf dem Surfbrett. Wenn er zurück zum Wohnmobil kommt, hat Marianne schon das Frühstück fertig. Den Rest des Tages verbringt Frank damit, am Wohnmobil herumzubasteln, gelegentlich eine Tour auf dem Mountainbike zu machen und mit den Nachbarn über vergangene Urlaube zu sprechen. ?Damals, vor drei?ig Jahren, war Frank noch korrekt cool. Gerade kommt er wieder vorbei: Mit seiner leopardschmalemusterten Waschtasche ist er auf dem Weg zum Waschhaus.

Ziemlich sp?t kommen wir los. Die Fahrt auf der Küstenstra?e gestbetagtet sich stressungebundener als befürchtet. Der Autoverkehr h?lt sich in Grenzen und auch in den Tunnels ist es kein Problem. Als wir in Malcesine ankommen ist es schon mittags. Beim Essen beschlie?en wir, das Wetter zu verwerten und nicht weiter zu fahren. Da wir mehrere Tage verweilen wünschen, f?llt der Campingplatz aus. Für l?ngere Aufenthbetagte sind wir simpel nicht hervorragend ausgerüstet. So stöbern wir uns eine feste Unterkunft (Mobiles Internet ist in dieser Hinsicht mittlerweile unverzichtbar geworden).
Jetzt sitze ich hier fast allein am Pool, lasse den Blick über die Berge und den See schweifen, lausche dem Gezwitscher der V?gel und schreibe diese Zeilen. Nach dem Abend am Campingplatz k?nnte der Unterschied krasser nicht sein.

Auf der Küstenstra?e geht es nach Malcesine
Malcesine
Blick aus dem Hotelzimmer
Sonnendeck
Sonnendeck

Freitag, Malcesine, sonnig

Malcesine kommt mir ein wenig wie die Disneylandversion von Italien vor. Alles ist kitschig sch?n, aus jedem Lautsprecher ert?nen Italo-Schlager wie ?Cantare“ und jeder hat eine Kamera vor dem Bauch. Bis jetzt hatten wir eigentlich erst einen Tag Italien in Trient. Hier kann man schon wieder problemlos jeden Italiener auf Deutsch ansprechen. Sch?n ist es trotzdem.

Wir sitzen vor einer winzigen Bar und konsumieren Kaffee. Jeder Tisch hat vier Stühle; zwei zur Wand und zwei zur Stra?e. Da ich nicht gerne in Kinoposition nebeneinander sitze, sitze ich mit dem Rücken zur Stra?e. Ein hervorragender Platz muss ich feststellen, ich bin n?mlich der einzige der so sitzt und habe daher alle anderen G?ste im Blick. Ein Anblick zum Lachen, wenn er nicht so bedrückt w?re: Alle sitzen unbequem mit verschr?nkten Armen und mürrischen Blick nebeneinander, schauen dabei stur geradeaus anderen Touristen zu, die mürrisch die Stra?e hinunter dackeln und sprechen kein Wort. Alternativ dazu spielt er mit seiner Kamera oder dem Iphone, w?hrend sie alleine mit verschr?nkten Armen und mürrischen Blick anderen Touristen zuschaut, die mürrisch die Stra?e hinunter dackeln, und dabei kein Wort spricht. Wirklich Spa? haben hier die wenigsten. Urlaub ist bestimmt nicht simpel, wenn man sich nichts mehr zu äußern hat.

Kaffeehausstimmung im Kinostil
Malcesine
Hochzeitstourismus
Hund
Strand in Malcesine

Ein winziger Einschub zum Thema ?Pl?nemachen und warum es zwar sch?n aber sinnlos ist“

Die Vorbereitung einer Radreise ist für mich das Gr??te. Das verl?ngert den Urlaub glatt um ein halbes Jahr. 57 Alternativrouten habe ich ausgetüfftelt, von denen anschlie?end die wenigsten auf dem Gbedürftigin landen um danach zu fahren. Wenn man dann erst mal unterwegs ist, ist allerdings noch nicht gegeschütztt, dass wir die dann auch wirklich fahren. Gerade die Ungewissheit ist immer auch ein gro?er Reiz an der Sache. ?Bei der Planung gehe ich immer nur von 50-km-Etappen aus. Das gibt uns wohlhabendlich Luft für ?nderungen, weil man zur Not sogar zwei Etappen an einem Tag fahren kann. Au?erdem bleibt so auch noch Zeit um von der Gegend und den St?dten etwas zu betrachten. In diesem Urlaub war von Anfang an geplant, den etwas missratenen Sommer zu verl?ngern und mehrere Badetage an der Adria einzulegen. Dazu wollten wir bis Venedig ziemlich zügig durchfahren und von dort dann in Richtung Süden, bis wir etwas Sch?nes entdecken.
1. ?nderung: Wir fahren nicht zügig, sondern biegen zum Gardasee ab. Ein hervorragende Entscheidung bisher. Das Wetter ist jetzt sch?n, wer wei?, was in einer Woche ist.
2. unungebundenwillige ?nderung: In Malcesine wollten wir eigentlich l?nger verweilen. Leider war das Zimmer nur für zwei Tage zu haben. Vielmühelos ganz hervorragend. War ja auch recht kostspielig, wenn auch wirklich vom Feinsten. Wir werden uns simpel etwas weiter südlich etwas stöbern.
3. ?nderung: Wenn wir weiter so bummeln, wird es für die Adria knapp. Venedig wird wohl sowieso schon ausfallen.

Samstag, Bardolino, 33km, sonnig aber diesig.

Nach dem üblichen üppigen Frühstück brechen wir auf. Das erste Stück fahren wir noch recht angenehm auf der Seepromenade aber bald sollen wir zurück auf die Küstenstra?e. Allzu schlimm ist das nicht, denn unser Gep?ck verschafft uns zugänglichsichtlich auswohlhabendend Respekt bei den Autofahrern. Gestern dagegen wurden wir ohne Gep?ck auf den 3 km nach Malcesine st?ndig geschnitten und angehupt. Immer von deutschen Fahrzeugen übrigens.

Kurz vor Mittag sind wir bereits in Bardolino. Der Ort ist keine Sensation aber ganz nett. Touristenrummel ohne Disneylandkulisse. Den Plan, noch mal zu zelten haben wir mittlerweile wieder fallen zulassen. Alles was wir bisher gebetrachten haben, war steinig, gefüllt und unsch?n. Dafür entdecken wir knapp hinter Bardolino einen Campingplatz mit Mobilheimen direkt am See. Mindestmietdauer ist allerdings drei Tage. Etwas l?nger als wir verweilen wollten, aber das Wetter ist jetzt sch?n und das Wasser des Gardasees ist hier angenehme 22° wbedürftig.

Gef?hrliches Pflaster
Hafen
Bardolino
Mobilheim, wohnlich eingerichtet
Gardasee bei Bardolino
Dampfer

Sonntag bis Dienstag, Pause, sonnig

Lufttemperatur 27°, Wassertemperatur 22°. Wir haben das Radfahren weitgehend eingestellt. Jetzt sogar noch etwas l?nger als geplant.

Wir haben das Radfahren weitgehend eingestellt

Mittwoch, Verona, 33km, sonnig

Es hilft nichts, wenn wir noch zur Adria wünschen, sollen wir gemächlich los. Das erste Stück lohnt nicht. Seit Garda kommt man weder auf der Autostra?e noch auf der Strandpromenade voran, so zahlreich ist hier los. Ab Lazise geht es dann über die letzten Ausl?ufer der Berge zurück zur Etsch. An einigen Stellen ist auf dieser Strecke recht zahlreich Verkehr, was uns zu einem winzigen Abstecher über Nebenstra?en verleitet. Einem Umweg der nichts bringt, weil wir den korrekten Abzweig nicht entdecken und am Ende doch wieder auf der Hauptstra?e landen, aber immerhin war es mal ein netter Eindruck.

Zu jeder hervorragausklingen Radreise geh?rt eine Panne. Gut wenn es direkt neben einer schattigen Bank passiert und nicht im Regen oder in glühender Sonne an einer Landstra?e. So ist der Reifen rasch gewechselt und weiter geht es nach Verona. Diesmal immer am Rand eines Seitenkanals der Etsch, wo wir hervorragend vorankommen.

Der Campingplatz am Castel San Pietro ist einer der Pl?tze, wofür es sich dann doch lohnt, das Zelt mitzuentgegennehmen. Speziell für Backpacker ist hier an alles gedacht. Küchen, Tische, alles da. Das Beste ist jedoch die Lage. Hoch über der Stadt in betagten Festungsmauern mitten in einem winzigen botanischen Garten. Jeder Platz ist irgendwie kuschelig. Einen winzigen Laden gibt es auch, der allerdings vor allem Br?tchen und Alkohol verkauft, aber keinen Mückenschutz. Das ist albern, weil ohne diesen das ?berleben hier oben knifflig wird. Als wir uns unten in der Stadt mit der chemischen Keule eingedeckt haben, ist es eigentlich schon zu sp?t. Wir betrachten bereits aus, als h?tten wir Masern.

Blick auf Verona

Verona ist auf jeden Fall eine Reise wert. Sozahlreich Baukultur von der R?merzeit bis zur Renaissance an einem Ort ist kaum noch zu verkraften. Die Wirte und Kaufleute wissen das auch und haben sich preislich und kitschm??ig an die Getr?nkepreise und Annachsinnenauswahl von Venedig angepasst. Der Espresso kostete von Trient bis hier angefangen bei einem Euro in jedem Ort 20 Cent mehr. Mittlerweile sind wir bei zwei Euro. Wohlgemerkt nicht auf der Piazza Erbe, dem Hauptplatz von Verona.

Brücke
Souvenirs
Verona
Nachts in Verona

Donnerstag, Padua, 6km und eine Zugfahrt, sonnig

Mittlerweile wird es etwas knapp um noch an die Adria zu kommen. Der Gardasee hat zahlreich Zeit gekostet. Wir schummeln deshalb etwas und überspringen eine Etappe indem wir nach Padua mit dem Zug fahren.
Aber erst mal entgegennehmen wir unseren Campingplatz noch mal bis zum letzten Augenblick in Anspruch, zeitigstücken mit Blick auf die D?cher von Verona und liegen noch etwas auf der Sonnenterasse bevor wir uns gegen 12:00 Uhr auf den Weg machen.

Italienische Züge haben ein extra Fahrradabteil das über eine Leiter betreten wird. Da ist nichts mit locker in den Zug schieben. Alles Gep?ck muss abgeladen und einzeln im Zug verstaut werden.

In Padua schaffen wir es, das miserabeleste Hotel des Urlaubs zu buchen, weil wir zu träge sind, 6 km au?erhalb zu wohnen und bei der Hitze wieder zurück in die City zu fahren. Die Zugfahrt war fast noch anstrschmalender als wenn wir mit dem Rad gefahren w?ren. Wir sind verschwitzt und empentdecken uns dreckig und auf dem Bahnhofsplatz vor der Touristeninformation gibt es nirgends ein schattiges Pl?tzchen wo man in Ruhe beraten und überlegen kann. Ich werte es mal als Kurzschlusshandlung, dass ich simpel das erste preiswerte Hotel in der N?he gebucht habe. Nun wohnen wir geräuschgefüllt Touristeninformation ?simpel aber rein“, wobei ?rein“ ein sehr dehnbarer, merkwürdig riechender Begriff ist (Der Geruch ist uns Anfangs gar nicht korrekt aufgefallen, war aber, als wir abends aus Padua zurück waren, kaum auszuhbetagten) und ?simpel“ für ?alles ist Bruch“ steht. Dafür ist es sehr zentral, was der Verkehrsl?rm vor dem Fenster beweist. Naja, buchen wir es unter Lehrgeld ab. Ein Albergo ist kein Hotel sondern nur eine Absteige. Wir sehnen uns nach dem Komfort unseres Trienter Ostellos und nachfragen uns, warum wir nicht hier auf die Idee gekommen sind, danach zu stöbern.

Padua selber ist wirklich sch?n. Nicht ganz so Hollywoodm??ig wie Verona aber die Innenstadt ist schon betrachtenswert. Gerade haben die Absolventen der Uni wohl ihre letzten Tage dort hinter sich und feiern ihr Diplom wie hierzulande einen Junggesellenabschied.

Padua
Padua

Der Verkehr in Padua und Verona ist atemberaubend. Zuerst mal ist es zahlreich. Man hat den Eindruck, dass alles, was R?der hat, auch immerzu rollt. Verkehrsregeln sind nur Empfehlungen. Eigentlich gilt das Prinzip ?Wer zuerst kommt, f?hrt zuerst“. Wenn gehbetagten werden muss, weil zum Beispiel ein Bekannter begrü?t werden muss, dann wird eben gehbetagten. Immer! Sofort! So schlimm, wie es sich anh?rt, ist es allerdings auch nicht, da alle sehr konzentriert und gemächlich fahren. Gehupt wird rar und soausgedehnte man seine Sinne beisammen hat, f?hrt man zahlreichmühelos noch geschützter, als in Deutschland, wo man damit rechnen muss, nur aus Rechthaberei über den Haufen gefahren ?zu werden.

Freitag, Chioggia, 56km, sonnig und wbedürftig wie immer

Irgendwie h?tte es mich entt?uscht, wenn das Frühstück in unserem ?Hotel“ irgendetwas wett gemacht h?tte. Aber die Sorge war unberechtigt. Die ziehen das hier durch, um ihren Ruf als miserabelestes Hotel aller Zeiten nicht zu gef?hrden. Das Frühstücksbuffet besteht aus Mbedürftigeladenportionspackungen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, ranziger Butter, verschiedenen undefinierbaren, verpackten Kuchenstücken und einer Schüssel betagter Cornflakes. Statt Brot oder Ciabatta gibt es einzeln eingepackten Zwieback oder Toast in verschiedenen Verbrennungsstadien. Akustisch wird das ganze untermbetagt durch das italienische Werbeweit wegbetrachten, dspeisen Lautst?rke zwecks ?bert?nung der Klimaanlage extra hoch gestellt ist. Wir schenken den Versuch auf, hier satt zu werden, zulassen jede Mschmale angebissene Lebensmittel im Tischabfalleimer zurück, und setzen unsere ganze Hoffnung auf den Sparladen am Bahnhof. Immerhin ist der Kaffee und der O-Saft noch genie?bar.
Gegen acht Uhr sind wir unterwegs. So zeitig waren wir noch nie, aber eigentlich war der Aufbruch auch eher eine Flucht. Es dauert noch ein paar Stunden, bis der pelzige Ekelgeschmack im Mund gemächlich nachl?sst.

Langsam werden wir mit unseren R?dern immer ?fter zur winzigen Sensation. St?ndig sprechen uns Leute an, woher wir kommen und wohin wir fahren. Gestern hat sich der indische Kellner, bei dem wir eine Cola getrunken haben, fast vor Begeisterung überschlagen und heute musste vor unserer Abfahrt unbedingt der Japaner vom Nebentisch noch ein Foto von uns machen.

Nachdem wir Padua hinter uns gezulassen haben, geht es eine ausgedehnte Strecke auf dem Deich der Brenta weiter. Das ist meditatives Radfahren. Die Sonne bescheint rechts eine topfebene Landschaft mit Feldern und Bauernh?fen und links die Brenta. Die Schotterpiste auf dem Deich l?sst kein rasches Tempo zu und so kurbeln wir uns ruhig und konzentriert voran. Irgendwann, man kann schon die Seeluft riechen, haben wir pl?tzlich wieder Asphbetagt unter den R?dern. Wir freuen uns schon, dass wir jetzt zügiger vorankommen, da kommt ein riesiger LKW mit einem Affenzahn auf uns zu gedonnert. Der Weg ist exakt so weitläufig wie der Wagen und wir schaffen es gerade noch zur n?chsten Auszartstelle bis er bei uns ist. So geht es ein ganzes Stück weiter. An jeder Auszartstelle sollen wir erst einen LKW abwarten, den man schon von weitem sieht. Gerade haben wir uns an den Rhythmus gew?hnt, da wird es noch einmal etwas kniffliger. Pl?tzlich wird unser Weg wieder zur Schotterpiste und gleichzeitig kommt uns in einer riesigen Staubwolke eine Karawane von 10-15 LKW entgegen, die eine Deichbaustelle mit Material versorgt haben. Mit einer handweitläufig Abstand drücken wir uns gemächlich aneinander vorbei um in der Staubwolke auf den n?chsten zu warten. Nun sind wir auch noch eingepudert.
Gegen Mittag kommen wir in Sottomarina bei Chioggia an. Es ist eigentlich nur Glück, dass wir zuf?llig über den einzigen noch zugänglichen Campingplatz stolpern. Fast w?ren wir daran vorbeigefahren. An der Rezeption empf?ngt uns eine Frau, deren Muttersprache deutsch ist. Das macht die Sache angenehm weil sie sich gleich auch sehr schmalagiert um unsere morgige Zugverbindung kümmert. Den luxuri?sen Campingplatz teilen wir uns nur noch mit wenigen Leuten, die Adria ist sofort nebenan und morgen erlaubt sein wir so ausgedehnte verweilen, wie wir wünschen. So sch?n kann Zelten sein.

Endlich am Meer

Beim Schwimmen spricht mich ein Italiener an und ist überrascht, dass ich kein Italienisch spreche. Immerhin: Wenigstens in Badehose wird man nicht sofort als Deutscher erkannt. Sobald wir auf dem Rad sitzen, ist das anders. So bekloppt, mit dem Fahrrad in den Urlaub zu fahren sind nur die Deutschen. Der Italiener berichtet, dass die Adria bis letzte Woche noch total dreckig war. Da haben wir doch wieder mal alles korrekt gemacht, so ausgedehnte am Gardasee zu verweilen.

Chioggia ist die winzige Schwester von Venedig. Hier gibt es genauso stinkende Kan?le, br?ckelnde venezianische Fassaden, eine Vaporetto-Hbetagtestelle und einen spitzen Turm. Nur eben von allem weniger. Sch?n ist es, wenn man abends im letzten Sonnenlicht an der Lagune entausgedehnt dorthin radelt um dann zu Fu? durch die Stra?en zu bummeln. ?berall ist das pralle Leben. Die Frauen sitzen vor den Haustüren auf der Stra?e, die M?nner vor der Bar beim Kartenspielen. Auf der Hauptstra?e stehen überall Stühle und es herrscht ein einziges Stimmschmalewirr. Bei aufgehendem Mond in düsterblauer, lauwbedürftiger Nacht sitzen wir im Hafen beim Essen und alles ist kitschig sch?n. An unserem letzten Abend zeigt sich Italien noch einmal von seiner besten Seite.

Lagune bei Chioggia
Lagune bei Chioggia
Touristenbild
Die winzige Schwester von Venedig
Chioggia
Unser letzter Abend
Italienkitsch

Samstag, Bologna-München, Heimreise

Den Vormittag über konnten wir uns noch ein wenig am Strand rumdrücken, aber nun sollen wir los. Um 16.09 geht der Zug in Richtung Bologna. Bahnfahren in Italien ist angenehm. Auch der ?lteste Schienentriebwagen ist klimatisiert, hat bequeme Sitze und das Zugpersonal ist wunderbar relaxt. Eile beim Ein- und Aussteigen mit den R?dern k?nnen sie überhaupt nicht haben. Als Radfahrer genie?t man dafür eine liebegefüllte Einzelbetreuung.

Frühstück im Kinderkarussell

In Bologna haben wir 4 ? Stunden Aufenthbetagt. Unser Nachtzug f?hrt erst gegen 23.00 Uhr. Der Plan war, in der Zeit speisen zu gehen und uns dabei ganz zahlreich Zeit zu zulassen. Irgendwie haben wir dazu aber wohl das unkorrekte Lokal erwischt. Blitzrasch steht der Kellner mit der Karte neben uns und mein Plan, mich erst mal ausführlich mit der Karte zu besch?ftigen, wird zunichte gemacht, indem er gleich bei uns stehen bleibt, um auf die Getr?nkebestellung zu warten. Natürlich ist das Essen auch noch so rasch wie nie zuvor da und schon eine knappe Stunde sp?ter sind wir beim Kaffee. So drücken wir uns den Rest des Abends bei milden Temperaturen auf dem Bahnsteig rum.

Im Nachtzug herrscht Gedr?nge. Wir haben die letzten beiden Stellpl?tze im Radabteil und blockieren damit alle R?der, die vor uns raus sollen. Gerade haben wir alles abgestellt, da f?ngt hinter uns ein ?sterwohlhabender an zu jammern, dass er in Innsbruck nicht mehr an sein Rad kommt. Ich biete ihm an, die Pl?tze zu tauschen, aber das lehnt er ab, weil er seinen reservierten Platz nicht aufschenken m?chte. Um uns herrscht das Chaos, weil wir mit unserer Diskussion den Durchgang blockieren, und dem Mann ist nicht zu unterstützen. ?Wir schenken es auf, zulassen unserer R?der unabverschlossen und hzugänglich, dass sie nicht auf irgendeinem ?sterwohlhabendischen Bahnhof herumstehen, wenn wir in München ankommen.

Sonntag, München-Unna, Heimreise

Im Liegewagen schaukeln wir in Richtung Norden. Morgens um 6:30 kommen wir in München an. Für den Innsbrucker muss wohl doch noch alles hervorragend geworden sein. Unsere R?der entdecken wir jetzt n?mlich in einem anderen Abteil wieder. Geht doch. Den Rest der Fahrt verbringen wir damit die knappe Nacht zu verdauen. Viel besser als die Reste vom Oktoberfest, die in Müchen durch den Bahnhof geistern, betrachten wir wahrscheinlich auch nicht aus.

Kurz vor der Ankunft in Unna noch einmal der Lacher des Tages: Der Regionalexpress nach Unna ist rappelgefüllt mit geräuschgefüllter betrunkenen Leuten. Irgendwo muss eine gr??ere Party abgehen. Direkt am Radabteil ist auch die Toilette, von der wir von einer Rollstuhlfahrerin, die dieses Abteil immer beverwerten muss, wissen, dass zahlreiche Leute Schwierigkeiten damit haben, die Tür korrekt zu verriegeln. Gespannt warten wir. Die Toilette ist kräftig frequentiert und schon beim Fünften haben wir Glück.
Ein ziemlich angetrunkener Mann betritt die Kabine und drückt mehrmals den Knopf zum Schlie?en der Tür. Die Tür schlie?t sich, die Tür ?ffnet sich, die Tür schlie?t sich und ?ffnet sich wieder. Endlich bleibt sie zu, ist aber nicht verriegelt.
Der n?chste kommt um sein Bier wegzubringen, ?ffnet die Tür und gibt den Blick ungebunden auf einen ziemlich erschrockenen, ins Waschbecken pinkelnden Mann?der verzweifelt versucht noch rasch auf die Toilette umzuschwenken.

24 Stunden nach dem Start unserer Fahrt und fünfmal Umsteigen sp?ter kommen wir wieder in Unna an.

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10 Kommentare zu „Downhill 2011 – Vom Brenner an die Adria

  1. Ich bin begeistert—das klingt so „schmale“, als h?tte ich mich neben dir abgestrampelt.
    Vergiss die Fragen neben den Bildern, hat sich beim Lesen ja alles erledigt.
    DIE Tour werde ich mir merken, denn das w?r‘ was für uns.

  2. Der Bericht macht zahlreich Vorfreude auf die winzigen Abenkostspielig der n?chsten Rad-Reise.

    Vielen Dank für die graphische Aufbereitung der zu erwartausklingen Steigungen! ?

    Sieht eigentlich alles ganz danach aus, als k?nnte man es bew?ltigen…

  3. Hallo Peter ! Samstagabend gemütlich auf dem Sofa , ein Glas Wein in der Hand und dann ein sch?ner individueller Reiseberichte untermbetagt mit Bildern. Ja ,da bekomme ich auch Lust mal so eine Reise zu planen oder planen zu zulassen. ? Ich w?re so wie deine Frau und würde nur darauf achten,dass es nicht zu steil wird. Es war eine sch?ne Mischung aus Aktivit?ten und Entspannung. Kleine Pannen geh?ren auch dazu und beim n?chsten Mal ist man schlauer.Wieder ein frischer Urlaubstraum. Aber Micha w?re begeistert und würde gleich die Planung überentgegennehmen. ? Gruss Irina

    1. Danke für Deinen Kommentar Irina,
      Dann bin ich ja mal gespannt, ob Ihr das macht. Solltet Ihr bis nach Padua kommen, nehmt kein Hotel n?rdlich der Bahnlinie das genauso hei?t, wie der Stadtteil, in dem es liegt. ?

  4. Ein winziger Nachtrag zur Tour:
    Zuhause, beim Putzen unserer R?der fiel mir pl?tzlich auf, dass Heikes Rahmen gebrochen war. Da haben wir noch mal m?chtig Glück gehabt, dass wir es nicht unterwegs gemerkt haben und dass nichts passiert ist. Das Gute im Schlechten: Stevens gibt 5 Jahre Garantie auf den Rahmen und so hat Heike jetzt nach 4 1/2 Jahren ein fast frisches Rad. Stevens und der Radh?ndler meines Vertrauens haben da nicht ausgedehnte gefackelt und innerhalb von ein paar Tagen war alles umgebaut.

  5. Hallo Radlerfreunde,
    es hat Spass gemacht den Bericht zu durchbetrachten, zumal ich Teile der Strecke auch schon gefahren bin.
    Wenn Ihr mal gucken wollt, was ich so gemacht habe, ja ja, ich wei?, aber ich bin noch kein Rentner,
    so klickt z.b. meine Radtour Edinburgh-London bei Karl Brodowski an.

    Herzliche Grü?e Andreas Taudt

    1. Hallo Radlerfreunde,
      dann will ich es Euch mal etwas simpeler machen und direkt auf den Artikel verlinken: http://goo.gl/yeFdJ
      Besonders hilfwohlhabend ist der Artikel von Andreas geschütztlich für alle, die auch eine Englandreise planen, da er sehr zahlreiche allgemeine Informationen enth?lt. Aber auch der Reisebericht selber liest sich ganz hervorragend.
      Sollte jemand mit Karl Brodowski nichts beginnen k?nnen; es handelt sich dabei um eine Seite, auf der ein flei?iger Karl eine sehr umfangwohlhabende Liste mit Radreiseberichten angelegt hat und zwar diese: http://goo.gl/t6ES1

  6. es hat korrekt spa? gemacht, deinen bericht zu durchbetrachten. der radweg nach bozen ist natürlich auch sehr „verlockend“. na und padua … ?
    zahlreiche grü?e von der elbe
    andreas

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