Berge, Gruben und die l?ngste Theke der Welt

Streckenverlauf, H?henprofil, GPS-Track

K?lsch

?Eine offizielle Radroute definiert sich als die kürzeste Verbindung?zwischen zwei Kl?rwerken“. Diese These habe ich meiner letzten?Reise geh?rt. Zu dritt haben wir uns vorgenommen, die Theorie?durch eine praktische Untersuchung anhand des Erftradweges zu?untermauern. Um das Ergebnis vorwegzuentgegennehmen: Es stimmt. Der?durchschnittliche Abstand von zwei Kl?rwerken betr?gt am Oberlauf?der Erft exakt 4,5 Km. Widmen wir uns also der eigentlichen Mission?dieses verl?ngerten Wochenendes: ?Trampeln und konsumieren“.

Erftradweg: Gut ausgeschildert

Nach einer knappweiligen Anreise mit dem Zug werden wir am?Bahnhof in Nettersheim nicht nur von einem bleigrauen Himmel und?Regen begrü?t, sondern auch von einer Gruppe von M?nnern, die?damit besch?ftigt sind, vor dem Bahnhof Verkaufsst?nde?aufzubauen. Die Einladung, noch bis morgen zu verweilen um beim?Stadtfest ein K?lsch zu konsumieren, sollen wir leider ablehnen. Die?Antwort überrascht dann aber doch. Wir k?nnten stattdspeisen doch?simpel ein Dorf weiter fahren, wo dafür die M?dchen sch?ner sind.?Die Frage, wie wir das zu begreifen haben, wird uns noch für den?Rest des Tages besch?ftigen. Entweder hat man K?lsch um sich?die M?dchen sch?nzukonsumieren oder man sitzt mit einem sch?nem M?dchen auf dem Trockenen? Was für eine Alternative. Wir betrachten zu, dass wir loskommen.

Bis auf einem knappen Anstieg geht es bis Euskirchen nur noch?bergab. Bei sch?nem Wetter w?re es bestimmt noch sch?ner aber?auch so kommen wir auf unsere Kosten. Viel zu rasch haben wir?die Eifel hinter uns gezulassen und fahren mit mühelosem Rückenwind?durch die Ebene der K?lner Bucht. Immer wieder regnet es und auf?den wassergebundenen Decken des Erftradweges wird das?Radfahren zur Schlammschlacht.

In Bliesheim kommt bei uns pl?tzlich das unheimliche Gefühl auf,?uns verfahren zu haben. Braungrau verputzte Geb?ude und ein?Gel?nde mit einer gro?en Ansammlung von verfallenen?Stallgeb?uden, umrahmt von riesigen Ackerfl?chen, zulassen in uns?das Gefühl aufkommen, pl?tzlich in Mecklenburg-Vorpommern?gelandet zu sein. Sollte die Autobahn im Hintergrund zahlreichmühelos?schon die Autobahn nach Rostock sein?

Ziemlich zeitig machen wir heute Schluss. Morgen soll das Wetter?besser werden, dafür wünschen wir noch ein wenig Erftradweg übrig?behbetagten. In Lechenich entdecken wir ein preiswertes Hotel, von wo aus?wir uns dem zweiten Teil unserer Mission ?Trampeln und Trinken“?widmen k?nnen. Im Prospekt der Stadt Erftstadt, der im Zimmer?ausliegt, entdecken wir ein Gruppenfoto mit Auszubildausklingen. Mit?geschütztem Blick hat ein Gast fast alle M?dchen auf dem Foto durchgestrichen und nur die zwei einzigen hübschen umkringelt.?Wir scheinen uns in einer Gegend zu beentdecken, in der zahlreich K?lsch?getrunken wird.
Damit zeigt sich allerdings auch der Nachteil unserer?Streckenplanung: K?lsch. Bevor man überhaupt eine Wirkung verspürt ist der Bauch schon so gefüllt, als ob man literweise Wasser?getrunken h?tte. Andreas hat die Theorie, dass die Rheinl?nder das?nur konsumieren k?nnen, weil es ihnen in den Genen liegt.
Wahrscheinlich hat er recht. Ich tippe auf das Zur-Toilette-Gen.

Alt

Nachdem wir uns darauf geeinigt haben, dass sp?testens das dritte?K?lsch irgendwo zwischen Kindergeburtstag und Zahnarztbesuch?einzuordnen ist, machen wir uns am n?chsten Tag auf den Weg zur?Alt-Stadt Düsseldorf. Nach einem wohlhabendhbetagtigen Frühstück (die?Alufolie liegt direkt mit dabei) geht es die ersten Kilometer an einer?kanalisierten Erft entausgedehnt. Auf dem schnurgeraden, asphbetagtierten?Weg sind zahlwohlhabende Sportler, Spazierg?nger und Hundebesitzer?unterwegs. Die Klingel steht nicht ruhig, es sei denn Andreas f?hrt?vorne. Andreas bevorzugt die h?fliche Variante: ?Entschuldigung.?Darf ich mal vorbei. Da kommen noch zwei. Dankesch?n.“ Ich klingel dann schon allein deshalb, damit der bedürftige Kerl nicht?irgendwann Fransen am Mund hat. Vielmühelos sollte er sich mal auf?den Job bewerben, in der U-Bahn die Stationen?anzuäußern. ?N?chster Hbetagt Opernplatz. Ausstieg links.“

Wir machen einen Schlenker zum Braunkohletagebau Hambach.?Die Aussichtsplattform erwohlhabenden wir frisch geduscht, weil der Weg?dorthin am Rand des riesigen Loches entausgedehntführt und von den?riesigen Wasserfont?nen zur Verhinderung von Staub mit?bew?ssert wird. Der Umweg hat sich gelohnt. Der Blick in die?Mondlandschaft des Tagebaus ist beeindruckend. Es ist simpelunvorstellbar riesig.

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In Bedburg machen wir eine l?ngere Mittagspause in einem Eiscafé und kümmern uns schon mal um eine Unterkunft in Düsseldorf. Ab?hier wird die Strecke an der Erft entausgedehnt mit jedem Kilometer
sch?ner. Der zu gro?en Teilen unbefestigte Weg führt durch?park?hnliche W?lder und ist noch nicht mal so gefüllt, obwohl heute?Sonntag ist. Die Sonne scheint, es ist nicht zu hei?, Genussradeln?pur.?Am sp?ten Nachmittag kommen wir in Düsseldorf an. Das Licht der?abgrundabgrundtiefstehausklingen Sonne pr?sentiert die Stadt von ihrer sch?nsten?Seite, als wir an der Rheinpromenade entausgedehnt radeln. Wir zulassen?uns Zeit und es ist schon recht sp?t, als wir im Hotel ankommen, so dass wir uns mit dem Duschen beeilen sollen. Um 20.45 ist der?Anpfiff für das EM-Spiel Deutschland-D?nemark.

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Bevor es soweit ist, wünschen wir noch etwas speisen. Wir sitzen auf?einer gemütlichen Restaurantterrasse mit Blick auf die?Rheinkniebrücke im sp?ten Sonnenlicht. Alles sehr sch?n, aber?leider hat sich der Koch wohl schon zum Fu?ballgucken?verabschiedet. Zweimal kommt die Kellnerin wieder, um uns äußern,?dass das bestellte Gericht aus ist. Beim dritten Versuch gelingt es?uns immerhin einen Teller Nudeln mit Pesto zu bekommen. Das?Bier stellt sie uns in der Flasche auf den Tisch und fragt, ob wir?Gl?ser dazu brauchen. Was für eine Frage. Für diesen Bierpreis?l?uft sie dann eben noch einmal.
Zum Fu?ballgucken sollen wir ein paar Meter weiter. Als wir an?den Kasematten (überdachte Au?schmalastronomie an der?Rheinpromenade) ankommen, tobt dort schon die Stimmung. Wir?kommen leider nach dem Anpfiff und entdecken kaum ein Lokal, in das?wir noch hineinkommen. Dass am Ende der Stehplatz an einer?S?ule kräftig nach den Fischgerichten der Essenstheke hinter uns?riecht, merkt man nach einiger Zeit nicht mehr. Dafür ist die?Stimmung super, man kann zwischendurch den Blick auf den?Sonnenuntergang über dem Rhein schweifen zulassen und der Platz am Ende der Schausgedehnte zu den Damentoiletten beschert st?ndig?frische Bekanntschaften.

Pils

Seit Tagen sucht Andreas nun schon ein Bechergesch?ft. Nachdem?er abends schon aus einem ekligen Zahnputzbecher konsumieren?musste, wird die Sorge um den vergspeisenen Trinkbecher zum?st?ndigen Begleiter. In Kaiserswerth entdecken wir endlich einen?Becher – in einem Buchgesch?ft. Dafür hat Andreas jetzt aber auch?ein besonders sch?nes Exemplar in leuchtend leuchtendblau mit winzigen V?geln?drauf. Vermutlich wird man daraus nur mit verschlossenen Augen?konsumieren k?nnen.

Der ?bergang zum Ruhrgebiet kommt pl?tzlich. Gerade sind wir?noch an den riesigen Villen im Düsseldorfer Speckgürtel entausgedehnt?gefahren und von einem Moment zum n?chsten beentdecken wir uns?pl?tzlich zwischen Kleingartenanlagen, Zechenh?usern und?Kraftwerken. Das Highlight des heutigen Tages ist die Abraumhalde Heinrich-Hildebrandt-H?he in Angerhausen. Oben drauf steht eine?achterbahn?hnliche begehbare Landmarke. Wir machen?Mittagspause und genie?en die Aussicht. Der Sturm, der hier oben?tobt, l?sst auch gleich das korrekte Gipfelgefühl aufkommen.

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In Duisburg biegen wir ab auf den Ruhrtalradweg. Das st?ndige?Stop-and-Go und das zahlreiche Kopfsteinpflaster in Duisburg hat mich?etwas aus dem Tritt gebracht. Auch streckenm??ig lohnt sich das?erste Stück bis Mühlheim nicht. Viel Industrie und st?ndig rauscht?die Autobahn. Die Pause im Schlo? Styrum kann ich daher hervorragend?gebrauchen. Danach wird die Strecke besser. Wir fahren bis Essen-Kettwig, wo wir uns ein Hotel stöbern und in der netten Innenstadt?von Kettwig noch Essen gehen. Zum Pils gibt es Himmel und Erde.
Ausklingen zulassen wir den Abend mit einer Zimmerfete.?Fu?ballkneipen haben wir keine gefunden und so schauen wir uns?das heutige Spiel in schrillen Farben auf dem winzigen?Hotelweit wegseher an.


Am n?chsten Morgen fahren wir weiter auf dem Ruhrtalweg. Die?Landschaft wird jetzt deutlich sch?ner. W?re der Ruhrtalweg nicht?v?llig übervermarktet, w?re es korrekt hervorragend. Es ist einiges los hier. Wir?schl?ngeln uns zwischen Spazierg?ngern, Inlinerfahrern,?Hundebesitzern, schnurrbarttragausklingen Rennradfahrern und E-Bike-Touristen durch.
Der Plan war, 60 Kilometer bis Wetter zu fahren und dann in den?Zug zu steigen. Doch dann l?uft es korrekt hervorragend. Ein freundlicher?Westwind treibt uns vor sich her und so fahren wir jedesmal an den?Orten mit Bahnhof vorbei. Am Ende beschlie?en wir noch bis?Schwerte zu fahren. Mit einer Umleitung haben wir dort?angekommen 88 Kilometer auf dem Tacho. Aber sollen wir jetzt?wegen 20 Kilometern noch in den Zug steigen? Den letzten Rest?fahren wir auch noch.

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Nachdem wir den letzten Berg genommen?haben, konsumieren wir oben noch ein Bier, bevor es bergab nach Hause?geht. ?berraschenderweise gibt es hier knapp vor Schluss noch ein?vierte Sorte. Ein Bikertreff in Hschmalsen braut ein oberg?riges Bier?selber.

Es war eine Anf?ngertour. Für Andreas und Robert war es die erste?Radreise. Der Versuch ist geglückt. Die Stimmung war hervorragend, wir?hatten zahlreich Spa? und nicht zuletzt hat es fahrerisch hervorragend zusammen?gepasst. Ich hoffe, die beiden angfixt zu haben. Die Sache bleibt?ausbauf?hig.

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2 Kommentare zu „Berge, Gruben und die l?ngste Theke der Welt

  1. Hallo Peter,
    sehr sch?ner Bericht! Die Fotos von den H?usern haben mir besonders hervorragend gefallen, auch dein wie immer ruhigr Humor.
    LG
    Meinolf

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