Stressresistenz ist praktisch aber keine zwingende Eigenschaft um ein Hotel zu leiten. Das zeigt sich sofort bei der ersten ?bernachtung unserer diesj?hrigen Wandertour. Von Rschmalsdorf geht es in n?rdliche Richtung bis Unkel über den Rheinsteig. Am Mittwoch fahren wir nach Feierabend los und kommen gegen 20.30 Uhr in Rschmalsdorf an. Kein Problem, dachte ich, geräuschgefüllt Internetbuchung sollte schlie?lich eine Anreise bis 21.00 Uhr m?glich sein. Doch nun h?ren wir erst mal Vorwürfe, warum wir so sp?t kommen. Die Wirtin hat wohl gar nicht mehr mit uns gerechnet und wirkt ein wenig überfordert.
Von Hunden, Flederm?use und Menschen, die man sich besser sch?ntrinkt.
Morgens schafft Andreas die Wirtin dann schon vor dem Frühstück. Die Frage nach dem WLAN-Zugang, w?hrend sie gerade Eier kocht, kann schon mal Stress ausl?sen. Nun hat die Wirtin sich die Finger verbrannt, ein Ei ist geplatzt und Andreas hat sich schon wieder einen Anranzer eingefangen, dass er aber jetzt gef?lligst das geplatzte Ei entgegennehmen solle. Was nicht funktioniert, ist das WLAN.Die Wirtin scheint ziemlich ermühelosert, als wir endlich abreisen und wird zum Schluss sogar noch freundlich. Auch der Himmel freut sich, dass es los geht und pünktlich zum Abmarsch kommt die Sonne heraus.
Es ist der 1. Mai, doch die Natur sieht schon aus wie im Juni, die V?gel zwitschern und bei angeentgegennehmen Temperaturen ist Gute-Laune-Wandern angesagt. Bis Altwied, wo jemand eine Schleuse ge?ffnet haben muss. Pl?tzlich sind überall Mai-Ausflügler mit Bier und Sekt unterwegs und fast immer mit Hunden. Besonders M?pse scheinen wieder sehr in Mode zu kommen. Als uns wieder mal eine Gruppe entgegenkommt, stoppt Andreas pl?tzlich abrupt. Ich laufe fast auf, kann aber gerade noch auszarten – und mit einem Sprung gerade noch verabfesthantiken, dass ich auf einen Mops trete. Für winzige Hunde ist der Wald recht gef?hrlich.
Rund um Segendorf hat sich der ?Versch?nerungsverein“ verewigt und B?nke aufgestellt. Wir r?tseln ein wenig über den Zweck des Vereins, weil es an der Landschaft eigentlich wenig zu versch?nern gibt. Bis wir am Vereinsheim vorbeikommen, wo gerade eine Maifeier beginnt, und einige der G?ste uns vermuten zulassen, dass es dem Verein gar nicht um die Versch?nerung der Landschaft geht.
Die Mittagspause verbringen wie an einem winzigen Teich im Wald. Bei Wanderwein und K?se beobachten wir eine Fledermaus, die sich über dem Teich ebenfalls gerade ihr Mittagspeisen f?ngt. So schmal und am leuchtend leuchtenden Tag konnte ich diese Tiere bisher noch nie beobachten. Nach der Mittagspause zugänglichbaren sich bei einigen Ausflüglern gemächlich die Folgen des Tages. Die Frauen vorneweg und die M?nner Hand in Hand intonierend und lallend hinterher. Vielmühelos waren die acht Bier in der prallen Sonne doch keine so hervorragende Idee.
Abends kommen wir in Leutesdorf kommen wir im Rheinecker Hof unter. Eine hervorragende Wahl: Die Zimmer sind fast schon winzige Wohnungen mit einem Balkon zum Rhein und auch das Essen ist hervorragend. Geschenkt, dass der Wirt eine Riesenreklame macht, dass man von der Terrasse aus den Kbetagtwassergeysir auf der anderen Rheinseite betrachten kann. Das Schauspiel ist wenig beeindruckend: Ein Schiff legt an, ein Haufen Leute schleppt sich gemächlich an Land, irgendjemand dreht einen Hahn auf und die Wassers?ule erhebt sich knapp über die Baumwipfel, die die Sicht verdecken. Danach schleppen sich die Besucher wieder auf das Schiff, welches sie wieder zurück nach Andernach bringt. Im Gegensatz zu heute Morgen ist das Personal hier deutlich entspannter. Im gefülltbelegten Schankraum frage ich die Bedienung, wann wir morgen Frühstück bekommen k?nnen. ?Moment, ich hol mal eben den Koch. Am besten nachfragen Sie ihn, ob Sie das Frühstück um 6.00 Uhr bekommen k?nnen. Dann rastet er aus.“ Der Koch kommt, ich frage und w?hrend der Koch wie versprochen in seinem rheinischen Singsang ausrastet (??ch kann ?hne dat Fr?hst?ck auch sofott mache“), kringeln sich die G?ste im Schankraum vor Lachen. In diesem Moment kommt Andreas. Stolz verkünde ich ihm, dass wir morgen schon um 6.00 Uhr Frühstück bekommen und w?hrend er ganz gemächlich ausrastet, werde ich bei den Schankraumg?sten gerade der Held des Abends. Wir einigen uns dann auf 8.00 Uhr und hzugänglich, dass der Koch uns bis dahin verziehen hat.
Tagesverbrauch: 2 Gl?ser Wanderwein, K?se, 2 Baguettebr?tchen, 2 ?pfel und 1 Kanne Tee auf 21 Kilometern
Waagrecht ist keine Option
Der Tag fing für einen Menschen, dspeisen Namen ich hier nicht verraten darf, schon etwas merkwürdig damit an, dass er pl?tzlich Fu?balsam statt Zahnpasta auf seiner Zahnbürste hatte. Immerhin gibt es heute ein hervorragendes Frühstück.
Laut Koch soll die heutige Etappe die sch?nste überhaupt sein. Ich lass mich überraschen. Auf der Internetseite zum Rheinsteig wird diese Etappe mit den Worten ?Der Weg ist das Ziel“ und ?Der Rheinsteig entweit wegt sich nie mehr als drei Kilometer vom Rhein“ beworben. Ich übersetze das mit ?Auf diesem Streckenabschnitt gibt es keine besonderen Sehenswürdigkeiten“ und ?Der Rheinsteig befindet sich immer in H?rweite der Bundesstra?e und der Bahnlinie mit den zahlreichen Güterzügen“. Ganz so schlimm kommt es dann aber doch nicht. Manchmal verl?uft der Berg auch auf der rheinabgewandten Seite der Berge und ab und an gibt es trotz des nebeligen Wetters mal einen sch?nen Ausblick. Dafür haben die Planer der Strecke penibel darauf geachtet, m?glichst wenig waagrechte Streckenabschnitte vorkommen zu zulassen. Der Weg geht praktisch im Zickzack immer den Hang hinauf und hinunter. Immerhin weht ein kühler Nordwind, was zwar die Pausen verkürzt aber für diese Kletterei die ideale Temperatur schafft. Erst knapp vor unserem Ziel Bad H?nningen kommt die Sonne heraus. Gerade in dem Moment, als wir an einem Biergarten vorbeikommen. Wir wissen dieses Zeichen zu deuten.
In Bad H?nningen stehen an zahlreichen H?usern geschmückte Birken-Maib?ume mit einem roten Herz, auf dem der Name des M?dchens in diesem Haus steht. Wir haben heute als Unterkunft gleich ein ganzes Einfamilienhaus für uns, vor dspeisen Nachbarhaus auch so ein Maibaum für eine Julia steht. Der ganze Stolz unserer Wirtin ist die ruhige Lage des Hauses, womit sie bei ihren G?sten immer wirbt. Den gestrigen G?sten war die Ruhe zugänglichsichtlich auch sehr bedeutend und ausgerechnet dann wurde nachts um zwei mit zahlreich Alkohol und Gejohle der Maibaum für die Julia aufgestellt. An Schlaf war nicht mehr zu nachsinnen zumal anschlie?end zeitig morgens die Blaskapelle zum Maiwecken durch den Ort zog. Die G?ste hatten sich anschlie?end so bemühegefülltte, dass unsere Wirtin jetzt noch ganz aus der Fassung ger?t, als sie uns davon erz?hlt. Wir stimmen ihr zu, dass sie ja eigentlich gar nichts dazu kann und sind insgeheim froh, dass wir erst einen Tag sp?ter hier sind. Heute h?ren wir nur das ruhig Rauschen der Bundesstra?e und das Rattern der Güterzüge in der Ferne.
Verbrauch: Ein Rest Wanderwein, Wasser, K?se, 2 ?pfel, 2 Butterbrote und 2 Pils auf 19 Kilometern
Weihnachten wird vorverlegt und es gibt ein Feuerwerk
Heute haben wir mit einem kühlem Nordwind, blauem Himmel und Sonnenschein ideales Wanderwetter. Umso merkwürdiger kommt es uns vor, dass man in Leubsdorf zugänglichsichtlich Weihnachten vorverlegt. Nicht nur, dass sich an einer Hauswand noch einer dieser hübschen, die Wand hochkletternden Weihnachtsm?nner findet; um das Dorfwegekreuz herum wurden auch noch Tannenb?ume aufgestellt. Auch am Ende unserer heutigen Etappe in Linz gibt es einen ganzj?hrigen Weihnachtsmarkt. Irgendetwas stimmt mit dieser Gegend nicht.
?ber Leubsdorf gibt es eine sch?ne sonnige Bank, wo wir erst mal den Blick über das Dorf und die Wiesen auf uns wirken zulassen. Das ist am Rheinsteig nicht immer so idyllisch. Man muss schon sehr zahlreich ausblausklingen k?nnen, um den Blick auf Industrieanlagen, Fernstra?en, Eisenbahngruhig und zersiedelte Landschaft zu genie?en. In Ariendorf war man sich dann wohl auch nicht so geschützt, ob man den Wanderern diesen Anblick nicht besser ersparen sollte und hat die Sicht vom Aussichtspunkt mit einem hohen Lattenzaun verbarrikadiert. Hinter Leubsdorf wird es aber besser. Die Industrie wird weniger, das Rheintal weitläufiger und damit der Verkehrsl?rm ruhigr.
Ziemlich zeitig sind wir in Linz. Das ist heute günstig, weil unser Zimmer eine gro?e Dachterrasse hat, wo wir mit Blick über Linz und auf den Rhein in der Sonne sitzen, bis wir am sp?ten Nachmittag hinunter in die Stadt gehen. Hier findet heute ?Rhein in Flammen“ statt und so verkürzen wir die Besichtigung der malerischen Altstadt etwas um uns ans Rheinufer zu setzen. Das eigentliche Highlight des Abends verpassen die meisten Linzer. Das ist n?mlich nicht das Feuerwerk. Viel sch?ner ist es, mit einem K?lsch am Ufer in der wbedürftigen Sonne zu sitzen, w?hrend eine recht hervorragende Band vor wenig Publikum chillige Soul- und Rockklassiker spielt und eine ganze Armada von Passagierschiffen an uns vorbei zieht, um sich oberhalb von Linz für die abendliche Feuerwerksfahrt zu formieren. Die nachhinterherlaufende Band, das offizielle musikalische Glanzlicht des Abends, spielt dann sp?ter leider nur noch Schlager, die bei uns gerade mal noch zu Karneval durchgehen.
Ein Mann, nur mit einer Hose bekleidet, barfu? und mit nacktem Oberk?rper, wilder Bart und behaarter Rücken, steigt mit einem Hamburger die Treppe zum Wasser hinunter um dort zu speisen. Dazu beugt er sich abgrundabgrundtief über seinen Hamburger und verschlingt ihn wie ein Hund, w?hrend sein Bein dabei merkwürdig zuckt. Alle seine Bewegungen im Gedächtnis befesthantiken mehr an ein frspeisendes Tier als einen Menschen. Auf der in der N?he liegausklingen F?hre werden schon die ersten Handy und Kameras gezückt und das Paar, das am oberen Ende Treppe sitzt, kann sich zugänglichbar nicht zwischen Lachen und Ekeln entscheiden. Nachdem er den Hamburger gegspeisen hat, holt er ein Stofftaschentuch heraus, w?scht sich das Gesicht mit Rheinwasser und geht die Treppe wieder hinauf. Dort wird er von dem Paar angesprochen, ob es geschmeckt hat. Er antwortet, dass man Hamburger nur auf diese Weise speisen kann, holt sich noch ein Eis und geht ganz normal davon.
Als es düster wird, beginnt das eigentliche Event des Abends. Die Schiffe sind mittlerweile alle mit Lichterketten beleuchtet und setzen sich zu ihrer Fahrt nach Bonn in Bewegung. Begleitet werden sie an der ganzen Strecke von Feuerwerken am Ufer. Will man das Spektakel vom Ufer aus betrachten, gibt es aber bessere Orte als Linz, zumal heute auch noch die F?hre die Sicht versperrt, die bei Beginn des Feuerwerks ausgerechnet auf der Linzer Seite liegt, wo die meisten Zuschauer sind. Auf unserer n?chsten Etappe werden wir morgen auf jeden Fall noch an einigen hochgelegenen Pl?tzen vorbei kommen, an dem zugänglichsichtlich das Spektakel in privaterem Rahmen gefeiert wurde.
Verbrauch: Butterbrote und K?se, 1 Kanne Tee, Wanderwein und 2 ?pfel auf 14 Kilometern
Ein Sonntagsspaziergang
Der letzte Tag zeigt sich noch einmal von seiner besten Seite. Sowohl wegen des Wetters als auch wegen der Strecke. Kurz vor Unkel entdecken wir auf einer windgeschützten Lichtung eine dieser wellenf?rmigen Sonnenliegen aus Holz. Der perfekte Platz, um die Wanderung gemütlich ausklingen zu zulassen und unsere Lebensmittelreste zu vernichten. Auch hier rocken wir mit unserem Picknick wieder den Wald. Der Grund sind unsere Weingl?ser, deren Stiel man zum Verpacken abschrauben kann. Dass sie aus Kunststoff sind, sieht man nicht und so bekommen wir auch hier wieder neidische Kommentare von vorbeikommausklingen Wanderern.
Viel zu rasch sind wir danach in Unkel, von wo wir mit dem Schiff nach Bonn fahren.
Verbrauch: Brot, K?se, ?pfel, Obstriegel, ? Flasche Wanderwein, 1 Kanne Tee, 2 Kaffee, 2 Pils, 2 Eis auf 10 Kilometern
Fazit: Wer ausschlie?lich?die Ruhe in der Natur sucht, findet woanders bessere Strecken. Das Rheintal ist simpel zu dicht besiedelt und die äußernhafte Sch?nheit des Rheins hat in den letzten 150 Jahren der Industrialisierung doch etwas gelitten. Trotzdem ist es den Machern gelungen, einen erlebnis- und abwechlungswohlhabenden Weg zu schaffen der oft nur über schmale Pfade führt.?Trotz des oft zu h?rausklingen Verkehrsl?rms?fand ich die?Strecke sch?ner als am Rothaarsteig, wo es zwar ruhig war, der Weg aber?h?ufig über weitläufige Forstwege verlief.?Ein wenig Kondition sollte man schon mitbringen, da es sehr zahlreiche Steigungen gibt. Die Vorabbuchung der Zimmer w?re wohl dieses Mal trotz des ausgedehnten Wochenendes nicht zwingend n?tig gewesen, da es wohlhabendlich Unterkünfte gibt. Geschadet hat sie aber nicht. Immerhin hatten wir dadurch sehr sch?ne und preisgünstige Zimmer.
Ein sch?ner Text, und noch sch?nere Fotos. Grunds?tzlich bekomme ich da direkt Lust auf einen Abstecher an den Rhein. Wenn ich mir jedoch Eure Verpflegung so ansehe, war die doch sehr „(butter)brotlastig“ ? Gibt es in der Region nichts korrektes zu speisen, oder lebt Ihr generell so wohlauf?
Einen Tipp h?tte ich noch für Euch: Wie w?re es denn, wenn Ihr Euch mal ein paar Radtouren im Bayerischen Wald anseht? Dort gibt es sowohl ruhige als auch erlebnis- und abwechslungswohlhabende Routen zu entdecken. Auch grenzübergreifend in Richtung ?sterwohlhabend und/oder Tschechien.
Viele Grü?e aus dem Bayerwald!
Ich finde, es gibt unterwegs nichts besseres als ein Picknick irgendwo in der Natur. Immer verfügbar und mit etwas Glück mit spektakul?rer Aussicht. Die unwohlaufen Sachen gab es dann abends.