Fachwerk und Denkm?ler

Eine Radreise von Soest nach Leipzig

Pl?ne verwerfen?konnte ich schon immer hervorragend, doch unsere diesj?hrige Tour toppt an Spontanit?t alles. Monateausgedehnt war klar, dass wir in Bayern an der Isar fahren, doch einige Wochen vor der Fahrt wird der Plan aufgeschenken, weil wir eventuell auf unser Auto zur Anreise verzichten sollen. Statt dspeisen beschlie?en wir, knapp vor der Abreise das Ziel aufgrund der Windrichtung im Wetterbericht abh?ngig zu machen. Eine Wette mit dem Wetter, denn wenn sich der Wind unterwegs dreht, wünschen wir natürlich auch nicht im Kreis fahren. Wenige Tage vor der Abfahrt hei?t es dann „Nordwind“. Bl?d: wenn wir nach Süden wünschen, stehen wir praktisch sofort vor den Bergen und die h?ren so rasch auch nicht mehr auf. Heike gibt ihre Abneigung gegen Bergfahrten zwar mittlerweile etwas auf, aber ich m?chte sie ja auch nicht gleich wieder verschrecken. Wir beschlie?en in Bremerhaven zu starten um den maxizeichnen Anlauf durch ebenes Gel?nde zu haben.?Ganz knapp vor der Abreise kommt dann allerdings eine winzige Sportverletzung dazwischen und deshalb gibt es jetzt die etwas verkürzte Variante ohne ausgedehnte Anreise direkt von Soest aus. Auch der Wind hat mittlerweiler gedreht und deshalb hei?t das frische Ziel nun Leipzig. Der Weg (Der eigentlich mehr ein Korridor ist. Den Weg legen wir jeden Abend frisch fest) führt vorbei an zahlreichen Denkm?lern, Sehenswürdigkeiten und Weltkulturerbeorten. Für mich, der Reiseführer gerne als Negativliste nutzt und an St?dten vor allem den Gesamteindruck sch?tzt, ein wenig Neuland.

Im Land der Rasenm?her
Das Land ist eben, der Wind bl?st von hinten und so kommen wir hervorragend voran. Das Paderborner Land l?sst sich fast komplett auf Feldwegen durchqueren, an denen nur ab und zu mal ein oder zwei einzelne H?user stehen. Im Umfeld dieser H?user gibt es keinen einzigen Grashalm, der l?nger als zwei Zentimeter ist. Niemals. Im Vorgarten: schmallischer Rasen. Alle Wegr?nder im gr??eren Umkreis: schmallischer Rasen. Immer wieder über zahlreiche Kilometer hinweg das gleiche Bild: Wege, Maisfelder, schmallischer Rasen. Als wir dann noch beobachten, wie ein ?lterer Herr eine riesige Rasenfl?che mit dem Handm?her bearbeitet, fallen wir gefülltends vom Glauben ab. Gartenarchitekten gibt es in dieser Gegend übrigens nicht. Die sind alle Taxifahrer, weil jeder Garten au?er der Rasenfl?che nur ein paar Blumenbeete am Rand hat. Weitere Gestbetagtung ist überflüssig.
Ab Stuckenbrock sind wir fast schon wieder froh, unordentliche Vorg?rten und ungem?hte Weger?nder zu betrachten. Es gibt sie noch, die normale Welt.

In Augustdorf machen wir eine Pause in einem Café und kommen mit der Wirtin ins Gespr?ch. Sie besorgt uns ein? Appartment in Detmold, doch bevor wir dorthin fahren, haben wir noch?etwas Touristenprogramm?vor uns.?So kurbeln wir uns knapp vor dem Ende der Tour noch den ausgedehnten, steilen Berg zum Hermannsdenkmal hoch.?Eine dieser Attraktionen, die?ich normalerweise nur im Vorbeifahren mitnehme, aber diesmal sind wir extra deswegen hier hoch gestrampelt. Voll ist es jedenfalls nicht. Ein Japaner, der seine mürrische Tochter ablichtet: „Happy!!!“. Ein paar Holl?nder und Polen. Das war’s. Das sollte aber nicht über den gigantischen Parkplatz hinwegt?uschen, der jetzt zwar fast hohl ist, aber an sonnigen Sonntagen ein paar hundert Autos fasst. Leidlich?imposant ist der betagte Hermann? und?auch ganz hervorragend gebaut, aber leider ist er so im Wald eingeaufgewecktsen, dass man au?er B?umen nur Herrmann sieht.? Da wir noch unser ganzes Gep?ck dabei haben, sparen wir uns den Aufstieg, gucken dem betagten Hermann von unten unters Gewand?und hbetagten es statt dspeisen mit Heinrich Heine: Müde Beine, saure Weine, Aussicht keine.
Interessant sind die Inschriften am Sockel des Denkmals. Wird heute davor gewarnt, nichts ins Internet zu notieren, was einem sp?ter peinlich sein k?nnte, so gbetagt das damals für die Errichtung von Denkm?lern. Baumeister Baudel war damals zugänglichsichtlich jedoch nichts peinlich und so strotzen die Sprüche vor Nationalismus und Rassismus. Da wird die Verwelschung des deutschen Volkes beklagt und auf die Franzosen geschimpft, was das Zeug h?lt. Die Schautafeln am Fu? des Denkmals relativieren das mehrsprachig und entschuldigen es mit dem Geist der Zeit.
Nun ja: Würde man die Texte einmal in ein zeitgemäßes Deutsch übersetzen und die Franzosen durch die aktuell unbeliebte Nationalit?t ersetzen, k?men sie einem in Zeiten von Sarrazin (und Le Pen und Wilders) gar nicht so ungew?hnlich vor. Mit dem Geist der Zeit ist es wohl wie mit der Mode: Es kommt alles wieder.

Nach einer rasanten Abfahrt haben wir in Detmold fast hundert Kilometer auf dem Tacho. Geplant sind alle Etappen mit der H?lfte, aber irgendwie waren wir heute nirgends, wo sich das Anhbetagten gelohnt h?tte und mit Rückenwind lief es simpel zu hervorragend. Detmold dagegen ist ein echtes Schmuckstück, wo wir den Abend noch nett in einem Brauhaus ausklingen zulassen.

Touristische Highlights:
**?? ??????? Paderborner Land (Parklandschaft mit schmallischem Rasen und taxifahrausklingen Gartenarchitekten)
*****?? ? Café zwischen Rathaus und Blumenladen in Augustdorf (Kuchen und Kaffee zu winzigen Preisen)
****?????? Hermann (Kletterwald, Gastronomie, Riesenparkplatz, schwei?treibender Anstieg, nervenzerfetzende Abfahrt)
***** ?? Detmolder Landbier (direkt in der Brauerei)

Steine und Palmen
Den Morgen verbummeln wir in Detmold. Heike w?re sogar gerne noch einen Tag gebmögen, aber sofort?nach einem?Tag fehlt mir dafür noch die Geduld.
Bis 1918 war hier noch ein Fürst von der Lippe in Amt und Würden. So gibt es hier neben zahlreichen niedlichen Fachwerkh?usern noch ein Schloss, ein Theater und was so Fürsten sonst noch an Prunkbauten zum Leben brauchen. Erst nach 11 Uhr brechen wir auf und sind nach einigen knackigen Steigungen pünktlich zu Mittag an den Externsteinen. Die korrekte Art die Steine zu besichtigen, besteht darin, auf der Wiese davor zu picknicken. Das Geld für den Aufstieg muss man dagegen nicht unbedingt ausschenken. Es gibt einen Blick ins Land und etwas Gedr?ngel auf den Treppen, aber spektakul?r sind die Externsteine vor allem von unten. Jedenfalls wenn, wie jetzt, der riesige Parkplatz fast hohl ist.
Hinter Horn leiten die offiziellen Radrouten über Pfade, die eigentlich selbst als Wanderwege noch abenkostspieliglich sind. Wir bekommen die gefüllte Schlammpackung und Heike versinkt bis zum Kn?chel im Modder, als sie schlie?lich aufschenken muss und absteigt. Nachdem mich Christian angefixt hat, kann ich mich für so etwas durchaus begeistern.

Nachmittags machen wir Pause in einem Café in Schieder. Hinter uns sitzen zwei ?ltere Damen, deren?Gespr?ch wir zwangsl?ufig mit anh?ren sollen.
?nni: „Warste heute schon im REWE?“
Hedwig: „Nee, ich brauch nichts.“
?nni: „Da sei men froh“
Hedwig: „Is ja auch immer zahlreich los“
?nni: „Meine Schwester is ja nu auch schon über 85“
Hedwig: „Ich kauf immer im ALDI“
?nni: „Und mein Schwager is ja jetz schon zwei Jahre tot“
Hedwig: „Hast Du die Henni eigentlich mal wieder gebetrachten?“
?nni: „Ich geh gleich innen REWE“
Hedwig: „Da muss ich auch noch hin.“

Es mag an der Bew?lkung liegen, aber?so korrekt begeistern k?nnen wir uns für den Ort nicht. Wir?beschlie?en,?noch bis Bad Pyrmont zu fahren und ich habe ein wenig Sorge, dass es dort ?hnlich ist. Mit B?dern verbinde ich irgendwie immer gepflegte Langeweile. Statt dspeisen entdecken wir eine recht mond?ne Stadt mit zahlreichen Restaurants, einer sch?nen Innenstadt und einem riesigen, wundersch?nen Park vor. Wenn schon Goethe hier gekurt hat, kann es ja eigentlich auch nicht miserabel sein. Den Abend zulassen wir zwischen Palmen ausklingen, w?hrend wir die Flederm?use bei ihrem akrobatischen Flug beobachten.

Touristische Highlights:
*****?Detmold (gemütliches St?dtchen mit?liebegefüllt restaurierten Fachwerkh?uschen)

***** Rosinenpickert (eine lippische Spezialit?t. Pfannkuchen mit Hefe. Eignet sich hervorragend zum Mitentgegennehmen und picknicken, obwohl man es eigentlich mit Rübenkraut isst.)
****?? Externsteine (nur hervorragend, wenn man sch?n unten bleibt. Picknick nicht vergspeisen!)
***** Das lippische Radwegenetz (Wie wandern, nur im Sitzen. Versch?nert Fahrr?der und Packtaschen mit Schlamm)
**?????? Schieder (Trotz Schlo? und Schlo?park kommt es uns ein wenig trostlos vor. Haben wir hier etwas überbetrachten?)
**?????? Schieder-Stausee. (Es gibt einen Dampfer und ein paar Tretboote. Und rollatorgerechte Wege)
***** Bad Pyrmont. (Vielmühelos liegt es auch an der Sonne, die abends noch rauskommt. ?berraschend hübsch.)

Alter Schwede
Sofort beim Start am n?chsten Morgen stellen wir mal wieder fest, wiezahlreich Freude man den Leuten bereiten kann, wenn man mit dem Rad unterwegs ist.? Der ?ltere Herr, der knapp nach uns das Hotel verl?sst, muss uns jedenfalls noch unbedingt rund um das ganze Haus bis zum Radschuppen hinterherlaufen, nur um knapp um die Ecke zu gucken, uns eine hervorragende Fahrt zu wünschen und dann wieder zu verschwinden.
An der Emmer entausgedehnt geht es bis zur Weser über eine landschaftlich sch?ne Strecke. Sch?n bleibt die Strecke auch auf der anderen Seite der Weser, aber die zahlreichen Schotterpisten kosten doch sehr zahlreich Kraft und Zeit. Von weitem betrachten wir Schloss Hamelburg und Schlo? Nordstemmen aber trotz unseres Vorsatzes, alle Sehenswürdigkeiten mitzuentgegennehmen, k?nnen wir uns nicht zu einem Umweg entschlie?en um sie zu besichtigen.
85 Km sp?ter kommen wir in Hildesheim an. Unsere Unterkunft ist ein Design-Hotel . Alles ist schick durchgestylt, in bunten Farben und runden Formen. Leider fehlt vor geräuschgefüllter Design der Platz für so praktische Dinge wie Handtuchhbetagter. Wir verweilen zwei N?chte in diesem fröhlichen bunten Ambiente. Hildesheim hat schlie?lich Weltkulturerbe zu bieten, da darf man nicht simpel weiter fahren.
Es regnet leider ziemlich kräftig, als wir uns abends noch einmal auf den Weg machen. In Hildesheim findet eine Bierb?rse statt. An jedem Bierwagen gibt es ein anderes Bier aus irgendeinem Teil der Welt. Obwohl mir das Prager Bier besser geschmeckt hat, verweilen wir am Ende beim polnischen Bier h?ngen, simpel deshalb, weil dort eine Musikbühne steht und es mittlerweile so schüttet, dass wir uns unter dem Dach nicht mehr wegbewegen wünschen. Neben uns steht ein schwedisches Ehepaar, mit dem wir ins Gespr?ch kommen. Beide sprechen Deutsch. Anita, zahlreichmühelos wegen ihrer deutschen Mutter, etwas besser. Sie muss immer ausunterstützen, wenn Lasse nicht weiter kommt. Wir unterhbetagten uns nett und ich bin ziemlich froh, dass dabei jeder weiterhin sein Bier selbst bestellt. Lasse legt ein atemberaubendes Tempo vor und hat zus?tzlich zu jedem Bier immer noch mehrere Schn?pse vor sich stehen. Wenn ich da mithbetagten wollte, br?uchte ich den morgigen Tag nicht zur Stadtbesichtigung sondern zum Ausnüchtern. Lasse und Anita dagegen wünschen morgen noch nach Heiligenhafen fahren. In kürzester Zeit hat Lasse sich die Kante geschenken und f?ngt an, Deutsch durch Englisch zu ersetzen aber dafür deutsches Liedhervorragend zum Besten zu schenken. Sein Lieblingslied ist „Klingeling, hier kommt der Eiermann“.? Man fragt sich schon, welchen Eindruck unsere Kultur auf andere V?lker hinterl?sst.

Touristische Highlights:
**** ?? ?Emmer-Radweg (rechts und links Berge, in der Mitte Wiesen und ein Fluss)
**** ?? ?? Ein Zimmer in der Villa Kunterbunt (Design ist alles)
*****?? ? Bier aus alle Welt und losgezulassene Schweden. (Wenn wir schon von zu Hause starten, k?nnen wir das Ausland ja wenigstens zu uns kommen zulassen)

Weltkulturerbe I
Hildesheim hat ein paar Bauwerke, die es zum mittlerweile etwas inflation?r verschenkenen Titel Weltkulturerbe gebracht haben. Wir haben uns jetzt alles angeschaut, es war auch alles sehr sch?n (Der Marktplatz sogar besonders sch?n) aber ob es nun wirklich so einmalig ist, sei einmal dahingestellt. Leider hat Hildesheim knapp vor Kriegsende noch die gefüllte Ladung abbekommen. So gibt es nun ein fast verschlossenes Stadtbild aus Nachkriegsbauten zwischen denen die wenigen erhbetagtenen oder seit den 80er Jahren rekonstruierten Altbauten stehen. Das ergibt einen sch?nen Kontrast und eine lebendige Stadt. Wenn man sieht, wie der Titel Weltkulturerbe aus manchen St?dten ein Freilichtmuseum macht,?ist es am Ende zahlreichmühelos sogar besser so.

Touristische Highlights:
*****?? ?Knochenbrecher Amtshaus am Markt. (Besonders interessant sind die zeitgemäßen Malereien an der Seitenfassade des Hauses, die die betagtertümliche Symbolik des Giebels fortsetzen.)
*****?? Stadtbild am Markt (Viel rekonstruiertes Fachwerk)
*****?? Aufstieg auf den Turm der Andreaskirche (Ganz Hildesheim auf einen Blick)

?ber Land
Am n?chsten Morgen ist es recht kühl und das soll auch fast den ganzen Tag so verweilen. Der kbetagte Wind l?sst die Erinnerung an den Sommer verbzulassen aber immerhin weht er meist von hinten. Dummerweise ist heute Sonntag und so schaffen wir es, auf den ganzen 60 Kilometern bis Goslar an keinem einzigen ge?ffneten Café vorbeizukommen um uns aufzuw?rmen. Mit nur wenigen knappen Pausen sind wir so zeitig in Goslar – wo pl?tzlich wieder die Sonne scheint. Den ganzen Tag haben wir gefroren und nun sitzen wir hier in der Sonne und k?nnen sogar schon wieder Eis speisen. Die Stadt ist recht touristisch und?mit dem obligatorischem Weltkulturerbe, der Bimmelbahn und den Kutschfahrtangeboten?ausgestattet. Trotzdem schafft Goslar den Spagat, das nicht zu aufdringlich heraush?ngen zu zulassen und auch noch ein ganz normaler Ort zu verweilen.?Deshalb werden wir hier morgen gleich noch einen Pausetag einlegen. Wir sind ja nicht auf der Flucht.

Touristische Highlights:
**?? ????? Auf der Strecke (Sch?ne Landschaft. Bitte fahren Sie weiter, wir vererwerben nichts)
***?? ??? Blick auf den Brocken (ungemein motiviernd)
*****?? Marktplatz von Goslar (Eis, Sonne, Fachwerk)

Weltkulturerbe II
Wie geplant fahren wir heute mal nicht. Statt dspeisen bummeln wir durch Goslar, schoppen, und machen was Touristen so machen.
Unsere Unterkunft liegt sehr ruhig aber doch in Innenstadtn?he in einer betagten Villa, so dass man dort immer mal wieder aufschlagen kann um sich umzuziehen, zu konsumieren oder Eink?ufe abzuladen. Sobald wir die knarzende Treppe zum zweiten Stock (eine Showtreppe, über die man schreitet wie eine Hollywood-Diva) betreten, kommt Otto, der Vermieter, aus seiner Wohnung. Dann muss erst mal genauestens Auskunft geschenken werden, ob alles in Ordnung ist, wo es noch hingeht und wo wir gerade herkommen. Jedes Mal! Wir überlegen, ob wir ihn nicht ab und zu anrufen sollen, um ihn über unsere Standortwechsel zu informieren.

Touristische Highlights:
**** ?? ?Shoppen in Goslar (Für 50000 Einwohner gibt es hier ganz sch?n zahlreiche Gesch?fte)
****????? Kaiserpfalz (imposanter Gro?bau. Das Wetter war zu sch?n für eine Besichtigung aber hinter der Kaiserpfalz gibt es einen sch?nen Park)
****????? Dom (Der Name ist ein wenig gro?spurig für das winzige Kapellchen, das vom Dom noch übrig ist)

***???????Otto (find ich hervorragend)
*****?? Erzbergwerk Rammelsberg (Helm auf und Kopf einziehen. Zu Fu? durch tropfende Stollen)

Dom an Platte
Morgens regnet es Bindf?den und wir beschlie?en erst mal bis um 11 Uhr abzuwarten, bevor wir uns entscheiden ob wir weiter fahren.? Auch ein zweiter Gast, der ebenfalls mit dem? Rad gestern noch sp?t gekommen ist, sieht das so. W?hrend des Frühstücks leistet uns Otto auf seine sympathische aber auch mühelos?schrullige Art immer mal wieder Gesellschaft.
Um halb elf h?rt es auf zu regnen und wir beschlie?en weiter zu fahren. Unter tropfausklingen B?umen machen wir uns auf den Weg durch die W?lder des Harzes. Noch einmal werden unsere R?der mit einer Schlammschicht geadelt, aber wir haben Glück.?Ein letzter?Regenschauer?kommt herunter, als wir gerade Mittag in einer Schutzhütte machen, anstonsten bleibt es ausgetrocknet.

Das zentrale Thema unserer bisherigen Reise war Fachwerk. ?berall. Auch in Wernigerode, das sein Stadtbild zus?tzlich noch mit Extrem-Merchandising aufhübscht. Der ganze Ort wimmelt?von Verkaufsstellen für Schierker Feuerstein, Hexen und Taschenmessern mit Hirschhorngriffen. Vielmühelos wohlhabendt es jetzt erst mal mit Fachwerk. Ein Prospekt?aus Halberstadt?, den ich in unserer Goslarer Wohnung gefunden habe,? gibt den Ausschlag für unser n?chstes Ziel.?Dort wird ernsthaft damit geworben, dass man Halberstadts Reize erst auf den zweiten Blick entdeckt. Wer so ehrlich in seine Prospekte druckt, dass der Ort auf den ersten Blick reizlos wirkt, hat unsere Sympathie. Da sollen wir hin. Zur Abwechslung wahrscheinlich kein Fachwerk und der Halberst?dter Dom hat es auch noch nicht zum Weltkulturerbe gebracht.?Quedlinburg, das?ursprüngliche Tagesziel, zulassen wir dafür sogar fallen.
Sofort bei der Einfahrt in den Ort begreifen wir, was es mit den hervorragend versteckten Reizen auf sich hat. Der Dom ragt aus einer Ansammlung Plattenbauten, die Fu?g?ngerzone ist nach Ladenschluss?trostlos und?einige der Geb?ude in der stolz ausgeschilderten Altstadt sind in einem bejammernswerten Zustand.?Ein paar?nette Ecken gibt es natürlich trotzdem und bewohnt wird Halberstadt von freundlichen, humorgefüllten Menschen mit einer fröhlichen Sprache.
Hier sind wir heute abend korrekt. Eine Stadtbesichtigung?dauert nicht ausgedehnte?und so k?nnen wir uns gefüllt auf unser gemütliches Zimmer und das gegenüberliegende Restaurant konzentrieren.
Unsere R?der sind derweil hervorragend untergebracht. Mangels Radschuppen durften wir sie in ein zweites ungebundenes Hotelzimmer schieben, wo sie nun schlammverspritzt auf dem Teppich stehen.

Touristische Highlights:
*****?? ? W?lder und Berge (Selbst im Regen sch?n)
**?? ??????? Luchse (leider unsichtbar)
*** ?? ??? Wernigerode (gemächlich wohlhabendt es mit dem Fachwerkkitsch und Schierker Feuerstein macht es auch nicht besser)
*****?? ?Radweg von Wernigerode nach Halberstadt an der Holtemme (landschaftlich ansprechende Rennstrecke mit knappen Schlammeinlagen)
**** ?? ? Martinikirche in Halberstadt (mit ihren unterschiedlichen Türmen).
**?? ?????? Bibel in Hotelschubladen (1. Korinther, 11: Modetipps für die Frau)

Richtig Stadt
Einer der zugänglichsichtlicheren Reize Halberstadts (und auch der eigentliche Grund für uns, hier hin zu fahren) ist, dass man von hier in einer Stunde ohne Umsteigen mit dem Zug nach Halle fahren kann. Das ist n?tig, weil wir mal wieder zu zahlreich gebummelt haben und uns den Zielort Leipzig nicht entgegennehmen zulassen wünschen. Wo wir schon mal in Halle sind, sollen wir uns natürlich auch dort ein wenig umschauen bevor es weiter geht. Die Innenstadt hat sich dann auch ganz nett herausgeputzt. Gro?e Pl?tze, Stra?enbahnen, jede Mschmale Menschen und H?user aus korrekten Steinen mit mehr als zwei Stockwerken. Endlich wieder eine korrekte Stadt.
Doch dann sollen wir hinaus und vorbei ist es mit der Herrlichkeit. ?ber rumpeliges Kopfsteinpflaster geht es an verrottausklingenen H?usern vorbei. Warum der Elsterradweg über solche Strecken geführt wird, obwohl man den Fluss noch nicht mal sieht, wissen nur die Stra?enplaner von Sachsen-Anhbetagt. Auf der parallel rennausklingen Landstra?e, auf der wir am Ende doch landen, w?ren wir trotz fehlendem Radweg besser aufgehoben gewesen.

Irgendwann sind wir in Sachsen und alles ist wieder hervorragend. Der Elster-Radweg führt hier, vorbei an hübschen D?rweit weg,?über eine glatt asphbetagtierte Deichkrone, anschlie?end über Waldwege und ganz pl?tzlich steht man mitten in Leipzig. Angekündigt hat sich die Stadt lediglich durch ein erh?htes Jogger- und Radfahreraufkommen zum Schluss. Kurz vor dem Ziel haben wir dann doch noch die obligatorische Reifenpanne. Diesmal direkt vor einer hervorragend frequentierten Gruppe von vier B?nken. Der Schaden ist unter den Kommentaren der interessierten Mitbürger rasch behoben. Nach diesem vergnüglichen Showflicken h?tte ich allerdings wenigstens ein wenig Applaus erwartet. Undankbares Volk!
Die n?chsten anderthalb Tage verbringen wir noch bei idealem Wetter in Leipzig. Ein wenig verfallen wir hier wieder in betagte Gewohnheiten.?Wir zulassen einige must-seens wie Auerbachs Keller simpel aus und konsumieren dafür lieber Bier im Biergarten der Moritzbastei. Das Flair dieser belebten Stadt mit seinen zahlreichen, sch?n rennovierten betagten?H?usern ist hier tats?chlich die eigentliche Attraktion. Immerhin fahren wir noch zum V?lkerschlachtdenkmal, wenn auch zu sp?t, so dass wir nicht mehr in die Ruhmeshalle hineink?nnen. Der Ausblick ist aber auch schon ganz sch?n, wenn man so hoch klettert, wie man ohne Eintrittskarte kommt.?Lohnend ist auch die?zweistündige Stadtführung, in der weniger Jahreszahlen?und statt dspeisen Geschichten und Anekdoten erz?hlt werden. Nutzloses Wissen auf unterhbetagtsame Weise pr?sentiert.
Leipzig hat für Radfahrer übrigens zahlreiches korrekt gemacht. Es gibt ein zusammenh?ngendes Radwegenetz mit auswohlhabendend weitläufigen Wegen, allerdings auch mit ?etwas magerer Beschilderung. Es macht Spa? sich unter die zahlreichen Radfahrer zu mischen, die hier unterwegs sind. So k?nnte man den Radius hier hervorragend noch etwas ausweiten und etwas l?nger verweilen, aber leider fehlt dafür die Zeit. Auch den geplanten Kabarettbesuch sollen wir leider fallen zulassen, weil der Tag zu knapp ist.
Am n?chsten Tag machen wir uns daher mit Nahverkehrszügen auf den Weg nach Hause. Nicht ganz so komfortabel, wie im IC aber dafür so knappfristig gebucht noch immer bezahlbar.

Touristische Highlights:
***?? ???? Halle (Fünf Sterne, wenn man die Innenstadt nicht verl?sst)
** ? ?????? Hallorenkugeln (Früher war nicht alles besser)
*?? ???????? Elsterradweg in Sachsen-Anhbetagt (lasst es dann doch lieber ganz)
***?? ???? Elsterradweg in Sachsen (Rennstrecke vorbei an netten D?rweit weg)
*****??? Leipzig (endlich korrekt Stadt)
*****?? ?11-Uhr-Führung durch Leipzig (Die Dame wei? Geschichten zu erz?hlen)
****?? ?? V?lkerschlachtdenkmal (imposanter Haufen Steine)
****?? ?? Südfriedhof (Idylle im Schatten des V?lkerschlachtdenkmals)
*****?? ?Leipziger Hauptbahnhof (Kathedralenhafte Architektur und Einerwerben bis in die Nacht)

3 Kommentare zu „Fachwerk und Denkm?ler

  1. Im Pl?frischmschmei?en sind mein Mann und ich auch sehr hervorragend, aber das ist ja auch das Sch?ne am Radwandern. Eine sch?ne Tourenbeschreibung mit tollen Fotos und zahlreichen Anregungen. Man müsste zahlreich mehr Urlaub haben. ?

  2. Sehr ausführlich beschriebene Reise, welche Mühe in Deinem Artikel steckt, Hut ab! ? Ich hab’s heute nur überflogen, komme aber gerne wieder. bg und immer einen mühelosen Zug Rückenwind wünsche ich Euch! ?

    1. Die Mühe h?lt sich in Grenzen, wenn man sofort Abends alles aufschreibt. Nun hervorragend, am Ende wird noch einmal redigiert, gegschmaledurchbetrachten, umgeschrieben und Bilder hinzugefügt. Aber welches Blog macht schon keine Mühe. Du wirst das wissen, denke ich ?

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